Anbetung der Könige

Anonymer Maler aus dem Umkreis von Geertgen tot Sint Jans

Ende 15. Jahrhundert bis Anfang 16. Jahrhundert

Schweiz; Kreuzlingen; Sammlung Heinz Kisters; in Privatsammlung

Objekt

Bildrechte
Titel in Originalsprache:Aanbidding van de Koningen
Titel in Englisch:Adoration of the Kings
Datierung: Ende 15. Jahrhundert bis Anfang 16. Jahrhundert
Ursprungsregion:altniederländischer Raum
Lokalisierung:Schweiz; Kreuzlingen; Sammlung Heinz Kisters; in Privatsammlung
Medium:Altarbild; Tafelbild
Material:Öl
Bildträger:Holz (Eiche)
Maße: Höhe: 96 cm; Breite: 205 cm
Ikonografische Bezeichnung:Geburt Christi; Drei Könige (Anbetung und Zyklus der Magier)
Iconclass:73B57 – adoration of the kings: the Wise Men present their gifts to the Christ-child (gold, frankincense and myrrh)
Signatur Wortlaut:ohne
Datierung Wortlaut:ohne
Provenienz:Privatsammlung Sir Herbert Cook, Richmond, Vereinigtes Königreich; Privatsammlung Heinz Kisters, Kreuzlingen, Schweiz
Zugänglichkeit zum Entstehungszeitpunkt:unbekannt

Das Gemälde wurde im frühen 16. Jahrhundert teilweise übermalt.1

Verweise

  1. Sander 1999, 241.↩︎

Bildnis 1

Bildrechte
Lokalisierung im Objekt:Figur im Hintergrund, links neben Baumstamm
Ausführung Körper:Schulterstück
Ausführung Kopf:Frontalansicht
Ikonografischer Kontext:Assistenzfigur
Blick/Mimik:direkter Blick aus dem Bild
Gesten:Hände nicht sichtbar
Körperhaltung:Körper nicht sichtbar, vermutlich aufrecht
Interaktion/Raum-, Bildraumbeziehung/ Alleinstellungsmerkmal:in der hintersten Figurenebene, an der Schnittstelle zwischen Vordergrundhandlung und Hintergrund; direkt hinter dem gebeugten Rücken des zweiten Königs (konstruierter Sichtkanal?); durch Baumstämme betont; über die Blickrichtung der Profilfigur herausgehoben

Forschungsergebnis: Anonymer Maler aus dem Umkreis von Geertgen tot Sint Jans

Künstler des Bildnisses:Anonymer Maler aus dem Umkreis von Geertgen tot Sint Jans
Status Anmerkungen:Es handelt sich um eines von vielen Beispielen, die als Kopien nach Hugo van der Goes’ Monforte-Altar in die Datenbank aufgenommen werden, weshalb eine genaue Analyse des Bildes nicht vorgenommen und auch der Forschungsstand nicht umfassend erhoben wird.
Typ Autor/in Jahr Referenz Seite Anmerkungen
Erstzuschreibung Sander 1999 Sander 1999 – An Hugos Statt 241 -

Die Argumentation von Sander ist im Text zum Gemälde – Im Umkreis von Geertgen tot Sint Jans, in der Nachfolge von Hugo van der Goes – ausgeführt.1

Verweise

  1. Sander 1999, 241.↩︎

Im Umkreis von Geertgen tot Sint Jans, in der Nachfolge von Hugo van der Goes

In „An Hugos Statt“ überprüft Sander „[d]as Künstlerselbstbildnis in den Kopien und Varianten nach dem Monforte-Altar des Hugo van der Goes als Ausdruck künstlerischen Selbstbewußtseins.“1 Nach seiner Analyse „dokumentieren die Künstlerselbstbildnisse in den Monforte-Kopien und -Paraphrasen den selbstbewussten Standpunkt einer eigenständigen Auseinandersetzung mit der Urfassung, in der sich der jeweils ausführende Maler in die Rolle Hugos in seine unmittelbare Künstler-Nachfolge stellt.“2

Hinsichtlich der Zuschreibung und Datierung des hier untersuchten Gemäldes besteht keine einheitliche Auffassung.3 In der neueren Forschung wird das Werk der Schule von Geertgen tot Sint Jans zugerechnet, gestützt auf stilistische Vergleiche mit Epiphaniedarstellungen von bzw. aus dem Umkreis dieses Malers.4

Sander hebt Besonderheiten dieses Gemäldes hervor: Anders als zeitgenössische Werke aus dem Umkreis des Meisters von Frankfurt, wie die Anbetung der Könige in Wien und Antwerpen, die sich kompositorisch eng an Hugo van der Goes orientieren, zeigt das vorliegende Bild deutliche Abweichungen. Dazu zählen das Querformat bzw. die unauffällige architektonische Abgrenzung zwischen der Vordergrundbühne und der Hintergrundhandlung. Zudem wurden zwei Figuren im beginnenden 16. Jahrhundert übermalt: die Madonna und die als Selbstdarstellung vorgeschlagene Männerfigur. Sander spekuliert, dass es sich bereits in der ursprünglichen Fassung um ein Porträt gehandelt haben könnte, das möglicherweise den anonymen Maler selbst zeigte. Die Übermalung könnte darauf zurückzuführen sein, dass ein späterer Besitzer die Fläche nutzte, um sein eigenes Bildnis anbringen zu lassen.5

Verweise

  1. Sander 1999↩︎

  2. Ebd., 250↩︎

  3. Zur Anbetung aus der Sammlung Kisters, zum Gemälde und zu Zuschreibungsfragen vgl. u. a. Friedländer 1927, 59; Germanisches Nationalmuseum 1963, 13f; Kemperdick/Sander 2007; Sander 1999, 237–241; Winkler 1964, 299 (Abb. 239)↩︎

  4. Zu Epiphaniedarstellungen von Geertgen tot Sint Jans und Umkreis vgl. u. a. Friedländer 1927, o. S. (Tafeln 2–4, 121) und zusammenfassend Reinhard-Felice 2007. Vgl. weiterführend die Katalogeinträge in der vorliegenden Datenbank zur Prager Epiphanie, der Amsterdamer Epiphanie und der Anbetung der Könige in Cleveland von Geertgen tot Sint Jans.↩︎

  5. Sander 1999, 241↩︎

Literatur

Friedländer, Max J.: Geertgen van Haarlem und Hieronymus Bosch (Die altniederländische Malerei, 5), Berlin u. a. 1927.
Germanisches Nationalmuseum (Hg.): Sammlung Heinz Kisters. Altdeutsche und altniederländische Gemälde (Ausstellungskatalog Germanisches Nationalmuseum, Nürnberg, 25.7.–15.9.1963), Nürnberg 1963.
Kemperdick, Stephan/Sander, Jochen: Die Winterthurer Anbetung der Heiligen Drei Könige und Geertgen tot Sint Jans, in: Reinhard-Felice, Mariantonia (Hg.): Venite, adoremus. Geertgen tot Sint Jans und die Anbetung der Könige (Ausstellungskatalog, Winterthur, 22.9.2007–27.1.2008), München 2007, 23–60.
Reinhard-Felice, Mariantonia (Hg.): Venite, adoremus. Geertgen tot Sint Jans und die Anbetung der Könige (Ausstellungskatalog Sammlung Oskar Reinhart „Am Römerholz“, Winterthur, 22.9.2007–27.1.2008), München 2007.
Sander, Jochen: An Hugos Statt – Das Künstlerselbstbildnis in den Kopien und Varianten nach dem Monforte-Altar des Hugo van der Goes als Ausdruck künstlerischen Selbstbewußtseins, in: Kruse, Christiane/Thürlemann, Felix (Hg.): Porträt – Landschaft – Interieur. Jan van Eycks Rolin-Madonna im ästhetischen Kontext (Literatur und Anthropologie, 4; Tagungsband, Konstanz, 1998), Tübingen 1999, 237–254.
Winkler, Friedrich: Das Werk des Hugo van der Goes, Berlin 1964.