Hochzeit zu Kana
Anonymer Mitarbeiter des Meisters des Bartholomäusaltars
Belgien; Brüssel; Musées royaux des Beaux-Arts de Belgique
Inhaltsverzeichnis
Objekt
| Titel in Originalsprache: | Hochzeit zu Kana |
| Titel in Englisch: | Marriage-Feast at Cana |
| Datierung: | um 1500 |
| Ursprungsregion: | deutschsprachiger Raum |
| Lokalisierung: | Belgien; Brüssel; Musées royaux des Beaux-Arts de Belgique |
| Lokalisierung (Detail): | Inventarnummer: 3356 |
| Medium: | Tafelbild |
| Bildträger: | Holz (Eiche) |
| Maße: | Höhe: 64 cm; Breite: 57,5 cm |
| Ikonografische Bezeichnung: | Hochzeit zu Kana |
| Iconclass: | 73C611 – the marriage-feast at Cana (John 2:1-11) |
| Signatur Wortlaut: | ohne |
| Datierung Wortlaut: | ohne |
| Auftraggeber/Stifter: | unbekannt |
| Provenienz: | Gemäldesammlung Johann Peter Weyer; Charles Sedelmeyer, Kaufmann, Paris; 1896 Erwerb durch die Musées royaux des Beaux-Arts de Belgique |
| Zugänglichkeit zum Entstehungszeitpunkt: | unbekannt |
Bildnis 1
| Lokalisierung im Objekt: | erste Figur rechts vorne |
| Ausführung Körper: | Ganzfigur stehend |
| Ausführung Kopf: | Dreiviertelporträt |
| Ikonografischer Kontext: | Diener bei der Hochzeit zu Kana |
| Blick/Mimik: | direkter Blick aus dem Bild |
| Gesten: | hält einen Kübel mit Wasser in beiden Händen |
| Körperhaltung: | nach vorne gebeugt; Kopf nach rechts gedreht |
| Interaktion/Raum-, Bildraumbeziehung/ Alleinstellungsmerkmal: | im vordersten Bildeck abseits der eigentlichen Bildhandlung; in einem kompositorisch von der Festtafel abgegrenzten Bereich am rechten Rand, der sich in einer Staffelung von Räumen nach hinten fortsetzt |
| Attribute: | Kübel |
| Kleidung: | dunkle Kappe |
Forschungsergebnis: Anonymer Mitarbeiter des Meisters des Bartholomäusaltars
| Künstler des Bildnisses: | Anonymer Mitarbeiter des Meisters des Bartholomäusaltars |
| Status: | kontrovers diskutiert |
| Status Anmerkungen: | Das Prädikat „kontrovers diskutiert“ ergibt sich aus der Beobachtung, dass einige ForscherInnen der Identifizierung der Selbstdarstellung reserviert gegenüberstehen, ohne sie aber direkt abzulehnen. Bei großzügiger Betrachtung müsste man das Selbstporträt als „weitgehend anerkannt“ einstufen. |
| Typ | Autor/in | Jahr | Referenz | Seite | Anmerkungen |
|---|---|---|---|---|---|
| Erstzuschreibung | Hanfstaengl | 1953 | Hanfstaengl 1953 – Die Restaurierung des Bartholomäus-Altars | 3–5 | - |
| Bejahend | Andree, Aust et al. | 1961 | Andree, Aust et al. 1961 – Die Hochzeit zu Kana | 83 |
Detailswertneutrale Bezugnahme zur Selbstdarstellung
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| Skeptisch/verneinend | Pieper | 1961 | Pieper 1961 – Der Meister des Bartholomäusaltares | 23 | - |
| Bejahend | Wallrath | 1965 | Wallrath 1965 – Bildnis eines Unbekannten vom Meister | 394 |
Detailswertneutrale Bezugnahme zur Selbstdarstellung
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| Bejahend | Urban | 1999 | Urban 1999 – Der Meister des heiligen Bartholomäus | 113, o. S. (Abb. 86f) | - |
| Skeptisch/verneinend | Krischel | 2001 | Krischel 2001 – Meister des Bartholomäus-Altars | 474 | - |
| Bejahend | Schmidt | 2014 | Schmidt 2014 – Die Anbetung der Heiligen Drei | 16 |
Detailsindirekte Befürwortung der Selbstporträtthese
|
Hanfstaengl (1953) benennt Selbstdarstellungen aus dem Umkreis des Meister des Bartholomäusaltars in zwei Gemälden, die zur Zeit der Identifizierung der Bildnisse noch dem Meister des Bartholomäusaltars selbst zugeschrieben waren. Es handelt sich dabei um eine Hochzeit zu Kana und eine Anbetung der Könige. In beiden Bildern wendet sich jeweils ein junger Mann als einziger Protagonist von der dargestellten Handlung ab und blickt zur BetrachterIn. Diese jeweils auffällige kompositorische Verankerung und die große physiognomische Ähnlichkeit der beiden Figuren lassen sie nach Hanfstaengl als Selbstdarstellungen erkennbar werden. Der Autor schätzt beide Männerfiguren auf ein Alter von etwa 25 Jahren, was zur Entstehungszeit der Tafeln um 1475 passe. Von den Porträts ableitend schließt der Autor auf einen melancholisch-empfindsamen und intelligent-energischen Meister.1
Pieper (1961) bezieht sich auf Hanfstaengls These zu den Selbstdarstellungen des Meisters. Der Autor bestätigt den Porträtcharakter der einander ähnelnden Figuren, gibt aber einschränkend zu bedenken, dass der Identifizierung nur bedingt zugestimmt werden kann, da Selbstbildnisse zu dieser Zeit nicht üblich gewesen wären: „Mit Reserve nur wird man gleichwohl auf eine Selbstdarstellung schließen dürfen, da sich solche in dieser Zeit nur selten glaubhaft machen lassen.“2
Andree, Aust et al. (1961) nehmen wertneutral auf die von Hanfstaengl festgestellte Selbstdarstellung Bezug.3
Wallrath (1965) geht auf die Thesen von Hanfstaengl und Pieper zu Selbstdarstellungen des Meisters ein und vergleicht die thematisierten Selbstdarstellungen in der Hochzeit zu Kana und der Anbetung der Könige mit einem autonomen Bildnis eines Unbekannten.4
Auch Urban (1999) stellt die beiden Bildnisse in der Anbetung der Könige und in der Hochzeit von Kana in einem Vergleich gegenüber und geht davon aus, dass es sich bei beiden um Selbstdarstellungen handelt. Dafür sprechen der Autorin zufolge vor allem die großen Ähnlichkeiten zwischen den Figuren.5 Das Bildnis in der Hochzeit zu Kana könnte von einem nordniederländischen Bild gleichen Inhalts eines anonymen Malers inspiriert sein bzw. wäre es möglich, dass sich beide Bilder auf eine gemeinsame Grundlage beziehen.6
Auch Krischel (2001) gibt an, dass wegen der direkten Blicke der Figuren in der Anbetung der Könige und in der Hochzeit von Kana von Selbstdarstellungen des Meisters des Bartholomäusaltars ausgegangen wurden. Dieser Annahme hält Krischel entgegen, dass der Meister des Bartholomäusaltars nicht der Urheber der Gemälde war, sondern dass diese von einem Mitarbeiter ausgeführt wurden. So seien auch die Bildnisse bestenfalls als Selbstdarstellungen eines unbekannten Werkstattmitglieds zu werten.7
Schmidt (2014) widmet sich dem Gemälde Anbetung der Könige aus der Werkstatt des Meisters des Bartholomäusaltars. Das Selbstporträt im Gefolge der Könige bringt er weiterführend in Abgleich mit dem Bildnis des Mundschenks in der Hochzeit zu Kana, ohne sich zu diesem Bildnis näher zu äußern.8
Verweise
Hanfstaengl 1953, 3–5.↩︎
Pieper 1961, 23.↩︎
Andree u.a. 1961, 83. Die Autoren verweisen zudem auf eine Bestätigung der Selbstdarstellung durch Busch. Der Hinweis konnte nicht verifiziert werden.↩︎
Anonym, Bildnis eines Mannes mit Akelei, um 1495, Köln, Wallraf-Richartz-Museum. Vgl. weiterführend den Einleitungstext zum Maler.↩︎
Urban 1999, 113.↩︎
Zu einer Gegenüberstellung der beiden Gemälde vgl. ebd., o. S. (Abb. 86f).↩︎
Krischel 2001, 474.↩︎
Schmidt 2014, 16.↩︎
Aus Eins mach Zwei
Bereits 1953 identifizierte Hanfstaengl das Selbstporträt im vorderen rechten Bildeck in der Hochzeit zu Kana1 im Abgleich mit einem weiteren in der Anbetung der Könige von vermutlich demselben Maler. Zurecht wies der Autor dabei auf die große Nähe der beiden Porträts hin, die sich sowohl physiognomisch als auch durch auffällige kompositorische Verankerungen und in der Kontaktaufnahme mit der BetrachterIn zeigt.2 Trotz fehlender Verifizierungsmöglichkeit ist mit sehr großer Wahrscheinlichkeit anzunehmen, dass es sich bei den beiden Bildnissen um Selbstdarstellungen handelt.
Wie auch im Beitrag zur Anbetung der Könige ausgeführt wurde, ist zudem die dunkle Kappe als gemeinsames Merkmal zu nennen. Eine solche wurde etwa auch im Melbourne-Altar zur Identifizierung von Selbstdarstellungen herangezogen. Auch dieser Altar enthält eine Tafel mit einer Darstellung der Hochzeit von Kana. Darin folgt die Anlage der Künstlerdarstellung wiederum jener von Dieric Bouts im Abendmahl-Altar. Bouts nimmt die Rolle eines Wirtes ein – eine Funktion, die jener des Dieners in der Hochzeit von Kana (auch des anonymen deutschen Meisters) nahesteht.
Literatur
Zitiervorschlag:
Krabichler, Elisabeth: Hochzeit zu Kana (Katalogeintrag), in: Metapictor, http://explore-research.uibk.ac.at/arts/metapictor/katalogeintrag/anonymer-mitarbeiter-des-meisters-des-bartholomausaltars-hochzeit-zu-kana-um-1500-brussel-musees-royaux-des-beaux-arts-de-belgique/ (05.12.2025).