Anbetung der Könige

Baegert, Derick

1470 bis 1474/76

Deutschland; Dortmund; Propsteikirche St. Johannes

Objekt

Bildrechte
Detailtitel:Anbetung der Könige (rechter Seitenflügel von: Dortmunder-Altar)
Alternativtitel Deutsch:Anbetung der Hl. Drei Könige; Anbetung des Kindes
Titel in Originalsprache:Anbetung der Könige
Titel in Englisch:Adoration of the Kings
Datierung: 1470 bis 1474/76
Ursprungsregion:deutschsprachiger Raum
Lokalisierung:Deutschland; Dortmund; Propsteikirche St. Johannes
Lokalisierung (Detail):rechter Innenflügel des Hochaltars, bestehend aus: Werktagsseite: Petrus Martyr, Johannes der Täufer, hl. Dominikus, Johann von Asseln, Christus als Salvatur mundi, Dominikaner (linker Flügel); Johannes Evangelist, Thomas von Aquin, Maria Magdalena, Vincenz Ferrer (rechter Flügel); Festtagsseite: Hl. Sippe (linker Flügel); Kalvarienberg (Mitteltafel); Anbetung der Könige (rechter Flügel)
Medium:Altarflügel; Tafelbild
Material:Tempera; Öl; Gold
Bildträger:Holz (Eiche)
Maße: Höhe: 206 cm; Breite: 174 cm
Maße Anmerkungen:Altar im geöffneten Zustand 8 m; Mitteltafel 207 x 371 cm, Seitenflügel je 206 x 174 cm
Ikonografische Bezeichnung:Geburt Christi; Drei Könige (Anbetung und Zyklus der Magier); Verkündigung an die Hirten
Iconclass:73B57 – adoration of the kings: the Wise Men present their gifts to the Christ-child (gold, frankincense and myrrh)
Signatur Wortlaut:ohne
Datierung Wortlaut:ohne
Auftraggeber/Stifter:Johann von Asseln (von 1468–86 Prior im Dortmunder Dominikanerkloster)
Provenienz:in situ
Zugänglichkeit zum Entstehungszeitpunkt:öffentlich

Bildnis 1

Bildrechte
Lokalisierung im Objekt:erste Figur rechts vorne
Ausführung Körper:Ganzfigur stehend
Ausführung Kopf:Dreiviertelporträt
Ikonografischer Kontext:Zeuge bei der Anbetung; evtl. Freundschaftsbild
Blick/Mimik:Blick Richtung links
Gesten:Figur hält eine Kopfbedeckung in der rechten Hand; linke Hand mit gespreizten Fingern in hinweisender Gebärde
Körperhaltung:aufrecht; leichte Schrittstellung
Interaktion/Raum-, Bildraumbeziehung/ Alleinstellungsmerkmal:am äußerst rechten Rand der Bildtafel; die vorderste Figur eine Gruppe zeitgenössischer Zeugen, die durch ein Portal überfangen sind; weitgehend sichtbar; von der Figur dahinter gehalten
Attribute:Waffe
Zugeordnete Bildprotagonisten:Figur dahinter mit grüner Kopfbedeckung, vorgeschlagen als Selbstbildnis Baegerts

Forschungsergebnis: Baegert, Derick

Künstler des Bildnisses:Baegert, Derick
Status:Einzelmeinung
Andere Identifikationsvorschläge:Victor Duenwege; Heinrich Duenwege; ein unbekannter Adeliger aus der klevisch-märkischen Dynastie
Typ Autor/in Jahr Referenz Seite Anmerkungen
Erstzuschreibung Lübke 1853 Lübke 1853 – Die mittelalterliche Kunst in Westfalen 360f
Details
Identifizierung eines Selbstporträts bei falscher Zuweisung der Tafel an die Gebrüder Duenwege
Skeptisch/verneinend Landesmuseum der Provinz Westfalen 1937 Landesmuseum der Provinz Westfalen (Hg.) 1937 – Der Maler Derick Baegert o. S. (Kat. 9–13)
Details
in der Stellungnahme scheinen auch frühe Forschungsmeinungen zu Porträtthesen auf Basis der falschen Zuweisung auf

1853 bringt Lübke im Zuge seiner Überlegungen zur Händescheidung im Dortmunder-Altar Thesen zu zwei Selbstdarstellungen vor. Der Autor stützt sich auf Passavants Zuweisung des Altars an die Brüder Victor und Heinrich Duenwege (1841)1 und führt aus, dass die Mitteltafel vom jüngeren Bruder Heinrich geschaffen wurde, der sich in der Veronikagruppe selbst abgebildet habe. Die Flügeltafeln habe hingegen der ältere Bruder Victor gemalt und dieser sei in der Tafel zur Anbetung der Könige mit ehrfürchtig abgenommenem Hut in einer Gruppe von Männern zu erkennen.2

Im Ausstellungskatalog des Landesmuseums der Provinz Westfalen (1937) ist der frühe Forschungsstand zum Dortmunder Kreuzigungsaltar samt Thesen zu Selbstdarstellungen erfasst.3 Resümierend bestätigt der Autor des Katalogbeitrags eine Selbstdarstellung in der Mitteltafel. Auf das thematisierte Porträt im Seitenflügel geht er hingegen nicht ein, was einer Ablehnung der These gleichkommt.4

Verweise

  1. Vgl. Passavant 1841.↩︎

  2. Ebd., 360f.↩︎

  3. Etwa die These, dass es sich bei der Figur um Heinrich Duenwege handle, was Eduard Firmenich-Richartz vorgeschlagen habe. Zitiert nach Landesmuseum der Provinz Westfalen 1937, o. S. (Kat. 9–13). Der Verweis zu Firmenich-Richartz konnte nicht verifiziert werden. Rinke sollte später angeben, dass ein unbekannter Adeliger aus der klevisch-märkischen Dynastie dargestellt ist, vgl. Rinke 2004, 112.↩︎

  4. Landesmuseum der Provinz Westfalen 1937, o. S. (Kat. 9–13).↩︎

Bildnis 2

Bildrechte
Lokalisierung im Objekt:zweite der großen Figuren von rechts
Ausführung Körper:Ganzfigur stehend
Ausführung Kopf:Dreiviertelporträt
Ikonografischer Kontext:Zeuge bei der Anbetung der Könige; evtl. Freundschaftsbild
Blick/Mimik:direkter Blick aus dem Bild
Gesten:fasst mit beiden Händen an die Schultern der Figur davor
Körperhaltung:aufrecht; leichte Schrittstellung
Interaktion/Raum-, Bildraumbeziehung/ Alleinstellungsmerkmal:am rechten Rand der Bildtafel; die zweite Figur eine Gruppe zeitgenössischer Zeugen, die durch ein Portal überfangen sind; von der Figur davor teils überschnitten
Zugeordnete Bildprotagonisten:Figur davor, die ebenfalls als Selbstdarstellung erörtert ist

Forschungsergebnis: Baegert, Derick

Künstler des Bildnisses:Baegert, Derick
Status:weitgehend anerkannt
Status Anmerkungen:Das Prädikat „weitgehend anerkannt“ ergibt sich aus nur zwei Forschungsbeiträgen. Im Gros der Ausführungen zur Tafel wird das Bildnis nicht erörtert.
Typ Autor/in Jahr Referenz Seite Anmerkungen
Erstzuschreibung Lübbeke 1991 Lübbeke 1991 – Early German Painting 128 -
Bejahend Rinke 2004 Rinke 2004 – Memoria im Bild 111f -

Lübbeke (1991) vergleicht die Physiognomie des fürstlich erscheinenden Zenturios im Thyssen-Fragment mit Bildnissen im Dortmunder-Altar (in der Kreuzigung und in der Anbetung der Könige) und im Weseler Gerichtsbild und resümiert: „We can assume that this is a portrait, perhaps even a very self-confident likeness of the painter himself.“1 Aus den Ausführungen der Autorin geht nicht eindeutig hervor, welches Bildnis in der Anbetung der Könige sie anspricht. Allerdings ist aus den Hinweisen auf unregelmäßige Mandelaugen und einen breiten Mund mit vollen Lippen abzuleiten, dass es sich um das Bildnis mit grüner Kappe handeln dürfte.2

Rinke (2004) stellt in den Raum, dass es sich bei dem aus dem Bild blickenden Mann am rechten Rand um ein jugendliches Selbstporträt des Malers handeln könnte, der als ein Angehöriger des Bürgertums erscheine. Sein Begleiter mit abgenommenem Hut zeichne sich hingegen durch Kleidung und Attribute als Adeliger aus. Rinke, der den Altar als Memorialbild für die klevisch-märkische Dynastie betrachtet, deutet diesen jungen Mann als einen Hinweis auf den Stammvater des klevischen Grafenhauses.3

Verweise

  1. Lübbeke 1991, 128.↩︎

  2. Ebd.↩︎

  3. Rinke 2004, 111f.↩︎

Nicht einer von ihnen

Hinsichtlich der Selbstinszenierungsstrategien Derick Baegerts ist der Dortmunder-Altar – insbesondere die Mitteltafel mit der Kreuzigung und dem Künstlerbild in der Veronikagruppe – von zentraler Bedeutung; entsprechende Resonanz hat dieses Bildnis auch in der Forschung erfahren. Demgegenüber wurden die beiden als Selbstporträts thematisierten Bildnisse auf der Seitentafel zur Anbetung der König bislang kaum eingehender untersucht. Einerseits liegt das an der Prominenz des Bildnisses auf der Mitteltafel, andererseits wohl auch daran, dass bereits die ursprüngliche Identifizierung der Figur mit abgenommenem Hut als Selbstdarstellung problematisch ist. Erstmals wurde das Porträt nämlich im Zusammenhang mit Fragen zu den vormals angenommenen Malern des Altars zum Thema gemacht und wohl auch zur Rechtfertigung einer Händescheidung als Selbstdarstellung von Victor Duenwege vorgeschlagen.1 Nach der Zuweisung des Altars an Derick Baegert ist diese Argumentation jedoch irrelevant. Die These zum zweiten Bildnis mit grüner Kopfbedeckung wurde hingegen auf Grundlage von Ähnlichkeitsargumenten entwickelt, die allerdings wenig nachvollziehbar sind.2 Zudem erscheint es problematisch, Baegert ein zweites Mal innerhalb desselben Altar antreffen zu wollen – zumal Vergleichsbildnisse, etwa im Thyssen-Fragment oder in der verlorenen Berliner Kreuzigung3 zeigen, dass er sich vorzugsweise in Kalvarienbergszenen integrierte.

Auch wenn beide Bildnisse am rechten Bildrand Porträtcharakter haben und die Szene narratives Potenzial entfaltet (etwa hinsichtlich eines möglichen Freundschaftsbildes), sind die Identitäten der beiden für den Moment nicht zu entschlüsseln – um Selbstdarstellungen von Baegert dürfte es sich aber kaum handeln.

Verweise

  1. Passavant 1841, 360f. Vgl. weiterführend den Forschungsstand zum Bildnis.↩︎

  2. Lübbeke 1991, 128.↩︎

  3. Vgl. den Einleitungstext zu Derick Baegert.↩︎

Literatur

Landesmuseum der Provinz Westfalen (Hg.): Der Maler Derick Baegert und sein Kreis (Ausstellungskatalog Landesmuseum der Provinz Westfalen, Münster, 09.1937), Münster 1937.
Lübbeke, Isolde: Early German Painting. 1350–1550 (The Thyssen-Bornemisza Collection), Stuttgart 1991.
Lübke, Wilhelm: Die mittelalterliche Kunst in Westfalen nach den vorhandenen Denkmälern dargestellt, Leipzig 1853.
Passavant, Johann David: Maler aus der ersten Hälfte des 16ten Jahrhunderts. Victor und Heinrich Dunwegge aus Dortmund. 1521, in: Morgenblatt für gebildete Stände. Kunstblatt 1841, H. 102, 421f.
Rinke, Wolfgang: Memoria im Bild. Das Altar-Retabel des Derick Baegert aus Wesel in der Propsteikirche zu Dortmund (Schriften der Heresbach-Stiftung Kalkar, 13), Bielefeld 2004.

Zitiervorschlag: