Madonna mit Kind und zwei Engeln

Botticelli, Sandro

um 1460 bis 1465

USA; Washington; National Gallery of Art

Objekt

Bildrechte
Titel in Englisch:Madonna with Child and Two Angels; Madonna and Child with Angels
Datierung: um 1460 bis 1465
Ursprungsregion:italienischer Raum
Lokalisierung:USA; Washington; National Gallery of Art
Lokalisierung (Detail):Samuel H. Kress Collection, Inventarnummer: 1943.4.47
Medium:Tafelbild
Material:Tempera; Öl
Bildträger:Holz (Pappel)
Maße: Höhe: 86,7 cm; Breite: 57,8 cm
Maße Anmerkungen:mit Randstreifen: 89,2 x 60 cm
Ikonografische Bezeichnung:Thronende Maria mit Kind und Engeln
Iconclass:11F4(+3) – Madonna: i.e. Mary with the Christ-child (+ angel(s))
Signatur Wortlaut:ohne
Datierung Wortlaut:ohne
Auftraggeber/Stifter:vermutlich ein Mitglied der Familie Medici
Provenienz:1942 gekauft von der Samuel H. Kress Foundation
Zugänglichkeit zum Entstehungszeitpunkt:unbekannt

Für ausführlichere Angaben zur Provenienz mit Quellen.1

Verweise

  1. Boskovits 2003, 146.↩︎

Bildnis 1

Bildrechte
Lokalisierung im Objekt:erste Figur von rechts
Ausführung Körper:Hüftbild
Ausführung Kopf:Dreiviertelporträt
Ikonografischer Kontext:als Engel
Blick/Mimik:Blick aus dem Bild
Gesten:hält mit seiner linken Hand das Tuch um den Unterleib des Jesuskindes
Körperhaltung:nach links ins Bildinnere orientiert, dadurch beinahe Rückenfigur; Kopf aus der Körperachse Richtung Betrachter gedreht
Interaktion/Raum-, Bildraumbeziehung/ Alleinstellungsmerkmal:Flügel und untere Körperhälfte überschnitten vom rechten bzw. unteren Bildrand; leicht überschnitten vom Bein der sitzenden Maria
Attribute:Heiligenschein; Flügel; evtl. Lilien
Zugeordnete Bildprotagonisten:zwei Engel dahinter; Jesuskind; Madonna

Forschungsergebnis: Botticelli, Sandro

Künstler des Bildnisses:Botticelli, Sandro
Status:Einzelmeinung
Status Anmerkungen:Es gibt nur eine sehr verhaltene Zustimmung zur von Shapley wiedergegebenen Erstidentifizierung durch Modestini. Aufgrund der wenig belastbaren Erstidentifizierung wurde der Forschungsstand zu diesem Selbstbildnis nicht vollständig erhoben.
Typ Autor/in Jahr Referenz Seite Anmerkungen
Erstzuschreibung Shapley 1979 Shapley 1979 – Catalogue of the Italian Paintings 85
Details
Shapley gibt einen Vorschlag von Modestini aus demselben Jahr wieder (s. u.)
Bejahend Boskovits 2003 Boskovits 2003 – Madonna and Child with Two 148, 150 (Anm. 14)
Details
nur sehr verhalten bejahend
Skeptisch/verneinend Zöllner 2005 Zöllner 2005 – Sandro Botticelli 273 -

Shapley (1979) schreibt, dass Modestini im Zuge der Reinigung des Gemäldes vorschlug, aufgrund von Ähnlichkeiten der rechten vorderen Figur mit dem möglichen Selbstbildnis Botticellis in der Del-Lama-Anbetung in diesem Engel ein Selbstbildnis des jungen Malers zu sehen. Shapley selbst bewertet den Vorschlag nicht weiter und schreibt das Bild der Werkstatt Botticellis zu.1

Boskovits (2003) macht darauf aufmerksam, dass der rechte Engel die Aufmerksamkeit des Betrachters mit einem für Selbstbildnisse typischen Blick auf sich zieht. Seiner Ansicht nach würde das Alter Botticellis zu jenem des Engels passen und er stellt auch eine – allerdings recht allgemeine – Ähnlichkeit des Engels zum möglichen Selbstbildnis Botticellis in der der Del-Lama-Anbetung fest. Dasselbe gelte jedoch auch für die Engelsfigur in einem weiteren Gemälde Botticellis.2 Insgesamt, so Boskovits, sei nur „the most prudent hypothesis“ in Richtung der Deutung als Selbstbildnis möglich.3

Zöllner (2005) lehnt es ab, in dem Madonnenbild ein Selbstbildnis Botticellis zu sehen, da es für diese Annahme keine Gründe gebe. Der Autor schreibt das Gemälde überdies nicht Botticelli zu, sondern einem unbekannten Künstler.4

Verweise

  1. Shapley 1979, 85.↩︎

  2. Sandro Botticelli, Madonna con Bambino, San Giovanni e due Angeli, 1468, Tempera auf Holz, 85 x 62 cm, Florenz, Galleria dell’Accademia di Firenze, Inv. 1890 n. 3166.↩︎

  3. Boskovits 2003, 148, 150 (Anm. 14).↩︎

  4. Zöllner 2005, 273.↩︎

Ein Künstler ist kein Engel (Teil 1)

Wenn es sich bei der vorderen rechten Engelsfigur in Madonna mit Kind und zwei Engeln um ein Selbstbildnis handeln sollte, so nicht zwingend um eines von Sandro Botticelli, ist die Autorschaft des Gemäldes doch bis heute umstritten: Shapley1 etwa sieht es als eine Werkstattarbeit, Zöllner2 spricht von einem unbekannten Maler und lediglich Boskovits3 schreibt es Botticelli zu.

Wenn es sich um ein Selbstbildnis handeln sollte, dann müssten auch weitere ähnliche Figuren in Gemälden Botticellis hinsichtlich dieser Möglichkeit untersucht werden, blickt doch beispielsweise auch der Engel in Madonna mit Kind und einem Engel4 oder Johannes in Muttergottes und Kind mit Johannesknabe5 in ähnlicher Weise aus dem Bild. Dass sich Botticelli so serienmäßig in seine Gemälde eingebracht hätte, erscheint unwahrscheinlich.

Wenn es sich um ein Selbstbildnis handeln sollte, so stellt sich auch die Frage nach dem Decorum: Hätte es sich für einen Künstler geschickt, der Madonna und dem Jesuskind derart nahe zu kommen, näher als jeder Stifter?

Insgesamt spricht nichts für ein Selbstbildnis Botticellis im hier diskutierten Engel.

Verweise

  1. Shapley 1979, 84.↩︎

  2. Zöllner 2005, 273.↩︎

  3. Boskovits 2003, 146.↩︎

  4. Sandro Botticelli: Madonna mit Kind und einem Engel, 1466/67, Tempera auf Holz, 87 x 60 cm, Florenz, Galleria dello Spedale degli Innocenti, Katalognummer 1 bei Zöllner 2005.↩︎

  5. Sandro Botticelli: Muttergottes und Kind mit Johannesknabe, um 1468, Tempera auf Pappelholz, 93 x 69 cm, Paris, Musée du Louvre, Katalognummer 3 bei ebd.↩︎

Literatur

Boskovits, Miklós: Madonna and Child with Two Angels, in: Boskovits, Miklós/Brown, David Alan (Hg.): Italian Paintings of the Fifteenth Century (Collections of the National Gallery of Art: Systematic catalogue), New York 2003, 146–151.
Shapley, Fern Rusk: Catalogue of the Italian Paintings. 1 [Text], Washington 1979.
Zöllner, Frank: Sandro Botticelli, München 2005.

Zitiervorschlag: