Predigt eines Heiligen

Coninxloo, Jan van

um 1480

Frankreich; Paris; Musée du Louvre

Objekt

Bildrechte
Alternativtitel Deutsch:Die Predigt des hl. Gaugerich (?); Die Predigt des hl. Augustinus
Titel in Originalsprache:L’instruction pastorale; van St. Augustinus; Preek van een heilige; Scène de prédication; Prédication de Saint Géry (?)
Titel in Englisch:Sermon of a Saint; Sermon of St Augustine
Datierung: um 1480
Ursprungsregion:altniederländischer Raum
Lokalisierung:Frankreich; Paris; Musée du Louvre
Lokalisierung (Detail):Inventarnummer: 1991, L 3874
Medium:Tafelbild
Material:Öl
Bildträger:Holz
Maße: Höhe: 97,3 cm; Breite: 69 cm
Maße Anmerkungen:bemalte Oberfläche: 96,5 x 67,5 cm; Stärke der Tafel: 1 cm (+/- 0,5 cm)
Ikonografische Bezeichnung:Predigt; Augustinus von Hippo
Iconclass:11H(AUGUSTINE)5 – Augustine, bishop of Hippo; possible attributes: arrows piercing his breast, book, child with spoon, flaming heart, heart (pierced with arrows), pen - miraculous activities and events ~ male saint
Signatur Wortlaut:ohne
Datierung Wortlaut:ohne
Inschriften:

VOLENIER LE, VALENTINUS, WOLEJITINS oder VOLENTINS LE A; auf dem Saum am Ausschnitt des alten Mannes in der Bildmitte (Rückenfigur mit hellem Übergewand)
ADELII VETALI IAM, APELLI VETALI, ADELLII VETALI, APELLI VETALI LAM ONAII SNA oder APELII VETALI LAM ONAII S; auf dem Saum des Ausschnitts des blauen Gewandes des vor dem Prediger knienden Mannes im rechten Vordergrund

Auftraggeber/Stifter:unbekannt
Provenienz:am 25.9.1822 von Chevalier Auguste Lespinasse de Langeac, Paris, erworben (gelistete als „Hemmelinck“ für Memling); Eingang in die Sammlung Ludwig XVIII
Zugänglichkeit zum Entstehungszeitpunkt:unbekannt

Die Datierung von um 1480 ist von Steyaert übernommen. Comblen-Sonkes schränkt die Entstehungszeit auf 1477 bis vor 1480 ein.1 Zu einer Zusammenschau der Lesarten und Interpretationen der beiden Inschriften2 und zur Provenienz.3

Verweise

  1. Comblen-Sonkes 2001, 250; Steyaert 2013, 299.↩︎

  2. Vgl. Comblen-Sonkes 2001, 245.↩︎

  3. O. A. 2020.↩︎

Bildnis 1

Bildrechte
Lokalisierung im Objekt:erste Figur rechts hinten neben der vorderen, mittigen Säule
Ausführung Körper:Schulterstück
Ausführung Kopf:Dreiviertelporträt
Ikonografischer Kontext:Assistenzfigur bei der Predigt eines Heiligen
Blick/Mimik:verinnerlichter Blick nach links vorne; leicht schielend
Gesten:Hände halten eine Kopfbedeckung (?)
Körperhaltung:Körper nicht sichtbar; Kopf leicht nach vorne gestreckt
Interaktion/Raum-, Bildraumbeziehung/ Alleinstellungsmerkmal:Figur in hinterer Ebene der Predigerszene im rechten vorderen Bildbereich; innerhalb eines architektonisch abgegrenzten Raums, von der bildzentral angeführten Säule und diversen Figuren stark überschnitten; die am höchsten aufragende Figur der vorderen Szenerie; repräsentiert gemeinsam mit weiteren Hintergrundfiguren (teils mit ähnlichen Kopfbedeckungen) zeitgenössische Zeugen
Attribute:Kopfbedeckung (?)
Kleidung:zwei dunkle Kopfbedeckungen (am Haupt und in der Hand)
Zugeordnete Bildprotagonisten:zwei Männer mit Kopfbedeckungen in der hinteren Figurenebene, der Mann links neben der Säule von van de Castyne als Porträt festgestellt; ein weiterer porträtähnlicher Mann am linken Bildrand

Van de Castyne vergleicht das Bildnis mit einem Porträt eines Klerikers aus einer Londoner Privatsammlung. Steyaert verweist auf van de Castyne, gesteht zu, dass es sich um ein Porträt handeln könnte, und betont einschränkend, dass bisherige Identifizierungen hypothetisch sind.1

Verweise

  1. Vgl. Castyne 1935, bes. 325–328, zum Vergleichsbild [o. S.] [o. Nr.]; Steyaert 2013, 299.↩︎

Forschungsergebnis: Coninxloo, Jan van

Künstler des Bildnisses:Coninxloo, Jan van
Status:Einzelmeinung
Typ Autor/in Jahr Referenz Seite Anmerkungen
Erstzuschreibung Châtelet 1990 Châtelet 1990 – Un dessin, un autoportrait 32f -
Skeptisch/verneinend Comblen-Sonkes 2001 Comblen-Sonkes 2001 – Maître à la Vue 249 -

Auf der Grundlage eines Vergleichs der Figur in der Predigerszene mit einer Lukasdarstellung in Dijon1 stellt Châtelet (1990) fest, dass die beiden Männer übereinstimmende Physiognomien aufweisen (insbesondere in Mund- und Kinnpartie). Seit Rogier van der Weyden, so der Autor, werden Lukasbilder zur Selbstinszenierung verwendet, folglich handle es sich bei beiden Beispielen um Selbstbildnisse:2 „Les traits de son visage sont tellement semblables […] que l‘identification ne fait pas de doutes.“3

Comblen-Sonkes (2001) zitiert Châtelets Ausführungen zur Figur wertneutral.4

Verweise

  1. Vgl. den Einführungstext zu Jan van Coninxloo.↩︎

  2. Châtelet 1990, 32f.↩︎

  3. Ebd.↩︎

  4. Comblen-Sonkes 2001, 249.↩︎

Zwei Kopfbedeckungen, zwei Funktionen?

Das Bildnis im hinteren Bereich der Predigt eines Heiligen,1 einem Pendant zur Tafel Der hl. Augustin opfert einem Idol der Manichäer, nimmt eine durchaus gebräuchliche Position ein, die vom sakralen Geschehen getrennt ist, dieses jedoch zugleich bezeugt. Die These einer Selbstdarstellung wird auch durch den zeitgenössischen Charakter der Figur gestützt, der im Zusammenspiel mit anderen, farblich und gewandikonografisch ähnlich gestalteten Protagonisten deutlich wird. Châtelets Identifizierung scheint wenig beweiskräftig zu sein, dennoch ist die Möglichkeit einer Selbstdarstellung gegeben. Plausibel erscheint diese insbesondere aufgrund der konzeptionellen Anlage der Figur und im Vergleich mit den Selbstporträtstrategien der Meister der Brüsseler Schule, wie sie sich im Melbourne-Altar zeigen.2

Das verinnerlicht blickende Porträt ist mit zwei Kopfbedeckungen ausgestattet. Diese auf den ersten Blick irritierende Beobachtung könnte einen Schlüssel zur Interpretation liefern: Während der Mann die eine Kappe in Händen hält – was einer demütigen Ehrerbietung gegenüber der sakralen Handlung gleichkommt –, trägt er eine weitere Kappe auf dem Kopf, welche ihn wiederum vom Geschehen unbeeindruckt erscheinen lässt. Vielleicht beschreiben die beiden Kopfbedeckungen die ambivalente Rolle des Meisters, der einerseits in christlicher Anteilnahme und andererseits als ausführender Maler auftritt. Sein Bildnis erfüllt damit sowohl eine devotional, bezeugende Funktion als auch die einer memorialen Signatur.

Verweise

  1. Zum Gemälde vgl. u. a. Castyne 1935; Châtelet 1990; Comblen-Sonkes 2001; Foucart 2009, 42; Steyaert 2013.↩︎

Literatur

Castyne, Oda van de: Autour de „l'instruction pastorale“ du Louvre (a propos de l'exposition d'art ancien à Bruxelles), in: Revue belge d'archéologie et d'histoire de l'art 1935, H. 5, 319–328.
Châtelet, Albert: Un dessin, un autoportrait, un artiste: Le Maître de la vue de Sainte-Gudule ou Jan van Coninxloo? in: Kummer, Stefan/Satzinger, Georg (Hg.): Studien zur Künstlerzeichnung. Klaus Schwager zum 65. Geburtstag, Stuttgart 1990, 32–36.
Comblen-Sonkes, Micheline: Maître à la Vue de Sainte-Gudule (3). L'Instruction pastorale, in: Lorentz, Philippe/Comblen-Sonkes, Micheline (Hg.): Musée du Louvre, Paris. 3. Corpus de la peinture des anciens Pays-Bas méridionaux et de la principauté de Liège au quinzième siècle (Primitifs Flamands, 19), Brüssel 2001, 239–254.
Foucart, Jaques (Hg.): Catalogue des peintures flamandes et hollandaises du Musée du Louvre, Paris 2009.
Steyaert, Griet: Maître à la Vue de Sainte-Gudule. L'instruction pastorale, in: Bücken, Véronique/Steyaert, Griet (Hg.): L'héritage de Rogier van der Weyden. La peinture à Bruxelles 1450–1520, Brüssel u. a. 2013, 298–300.
o. A.: L'instruction pastorale. [Louvre Collections], 2020, https://collections.louvre.fr/ark:/53355/cl010061658 (13.07.2021).

Zitiervorschlag: