Gefangennahme Johannes des Täufers
Frueauf d. J., Rueland
Österreich; Klosterneuburg; Stiftsmuseum
Inhaltsverzeichnis
Objekt
Bildrechte
| Detailtitel: | Die Gefangennahme Johannes des Täufers (Teil von: Johannes/Passionsaltar) |
| Alternativtitel Deutsch: | Gefangennahme des Täufers |
| Titel in Originalsprache: | Die Gefangennahme Johannes des Täufers |
| Titel in Englisch: | St. John and Passion Altarpiece; The capture of John the Baptist |
| Datierung: | vor 1500 |
| Anmerkungen zur Datierung: | 1498/99; ausgeführt in der online Datenbank des Imareal |
| Ursprungsregion: | deutschsprachiger Raum |
| Lokalisierung: | Österreich; Klosterneuburg; Stiftsmuseum |
| Lokalisierung (Detail): | Inventarnummer: GM 75; Teil von insgesamt vier Tafeln zur Johannesvita (Predigt des Täufers, Taufe Christi, Gefangennahme des Täufers, Enthauptung des Täufers), die ursprünglich die Innenseiten des Flügelaltars bildeten |
| Medium: | Altarflügel; Tafelbild |
| Material: | Tempera |
| Bildträger: | Holz (Fichte) |
| Maße: | Höhe: 74 cm; Breite: 43 cm |
| Ikonografische Bezeichnung: | Johannes der Täufer (Baptista), der Vorläufer (Prodromos): Gefangennahme |
| Iconclass: | 73C132 – John the Baptist arrested and imprisoned |
| Signatur Wortlaut: | RVELAND |
| Datierung Wortlaut: | ohne |
| Signatur/Datierung Position: | signiert: auf der Hellebarde am rechten Bildrand |
| Auftraggeber/Stifter: | vermutlich im Auftrag des Augustiner-Chorherrenstifts Klosterneuburg entstanden |
| Provenienz: | Seit 1821 in den Klosterneuburger Stiftssammlungen dokumentiert. Zum ursprünglichen Aufstellungsort fehlt eine gesicherte Quellenlage, weiterführende Hinweise hierzu fasst Blauensteiner zusammen. |
| Zugänglichkeit zum Entstehungszeitpunkt: | unbekannt |
Die Tafel ist sowohl in der Höhe als auch in der Breite beschnitten.1 Zu den Johannestafeln als Flügelinnenseiten,2 zur Signatur,3 zum Auftraggeber4 und zur Provenienz.5
Verweise
Blauensteiner 2017, 169.↩︎
Vgl. ebd., 174.↩︎
Zu Signaturen und Monogrammen im Frueauf-Kreis im Allgemeinen und zur Signatur in der Gefangennahme im Besonderen vgl. Kohn 2017, bes. 68.↩︎
Zur Quellenlage zu Rueland Frueauf d. J. auch hinsichtlich seiner Verbindung zum Stift Klosterneuburg vgl. Grall 2017.↩︎
Blauensteiner 2017, 169, 176. Zu Überlegungen zum Erwerb der gesamten Rueland d. J. Bestände im Klosterneuburger Stiftsmuseum vgl. Perger 1997.↩︎
Bildnis 1
| Lokalisierung im Objekt: | Figur am rechten Bildrand |
| Ausführung Körper: | Ganzfigur stehend |
| Ausführung Kopf: | Frontalansicht |
| Ikonografischer Kontext: | am Rand der Szene der Gefangennahme des Johannes; evtl. in der Rolle eines Mönchs (Kleidung) |
| Blick/Mimik: | verinnerlichter Blick nach links oben |
| Gesten: | hinweisende Geste mit der rechten Hand; linke Hand nicht sichtbar |
| Körperhaltung: | aufrecht; Kopf leicht nach rechts geneigt; rechtes Bein der Figur nach vorne gestreckt |
| Interaktion/Raum-, Bildraumbeziehung/ Alleinstellungsmerkmal: | vom rechten Bildrand, der Figur mit der roten Hose vor ihm und der Hellebarde dieser Figur stark überschnitten; der Stil der Hellebarde bildet mit dem vorderen Bein des zudem gelängten Knechts eine Schräge, die von dem nach vorne gestreckten Bein der Selbstporträtfigur gespiegelt wird; die Figur ist in eine keilförmige Bildpartie eingebettet, die sich aus der Schräge und dem Bildrand ergibt; sie ist über die Hellebarde, die die Signatur des Malers trägt, vom Rest der Handlung abgetrennt; Signatur über dem Haupt der Figur; der Fingerzeig nach oben folgt der Bewegungsrichtung der Hellebarde und dem Schreibfluss der Signatur; in monochromes Graublau gekleidet und farblich von den umliegenden Figuren differenziert; Kopf vor dem Freiraum der hellen Wand; von Bildrand und Hellebarde gerahmt (ein Bild-im-Bild); zudem auffällige Übereinstimmung mit einer zweiten Figur im Gemälde der Enthauptung des Johannes und eine evtl. Bezugnahme zu einer weiteren Figur in Christus am Ölberg (beides Szenen desselben Altarzyklus) |
| Kleidung: | (Mönchs)Kutte, monochrom graublau |
| Zugeordnete Bildprotagonisten: | alle Figuren der Vordergrundhandlung oder keine Figur |
Forschungsergebnis: Frueauf d. J., Rueland
| Künstler des Bildnisses: | Frueauf d. J., Rueland |
| Status: | weitgehend anerkannt |
| Status Anmerkungen: | Der Hinweis auf die Selbstdarstellung Rueland Frueaufs stammt von Lukas Madersbacher, der das Bildnis in persönlichen Gesprächen mit der Autorin mehrfach zur Sprache bringt, erstmals 2018. In der gesichteten Literatur konnte kein Hinweis auf das mögliche Selbstporträt gefunden werden. Das Prädikat „weitgehend anerkannt“ ergibt sich aus diesen Gesprächen. Das Gros der AutorInnen, die sich nicht zur Bildfigur äußern, ist dabei nicht berücksichtigt. |
| Typ | Autor/in | Jahr | Referenz | Seite | Anmerkungen |
|---|---|---|---|---|---|
| Erstzuschreibung | Madersbacher | 2018 | Madersbacher 27.9.2017 – Mögliche Selbstdarstellungen von Rueland Frueauf | o. S. |
Detailsmündlicher Hinweis
|
| Bejahend | Krabichler | 2024 | Krabichler 2024 – Vor aller Augen | 217 | - |
Lukas Madersbacher (erstmals 2018) weist wiederholt auf die Figur mit erhobenem Finger unterhalb der Hellebarde mit der Signatur des Malers hin. Der Fingerzeig auf die Signatur sowie ein physiognomischen Vergleich mit dem Protagonisten in schwarzem Gewand auf der Treppe in der Enthauptung des Johannes bringen Madersbacher zu der These, dass es sich auch bei diesem Mann um eine Selbstdarstellung handelt. 1
Krabichler (2024) bestätigt das Selbstbildnis, indem sie die dem Porträt beigestellte Signatur des Meisters auf einer Hellebarde, die sich oberhalb des Kopfes des Mannes befindet, sowie physiognomische Ähnlichkeiten mit einer weiteren Selbstdarstellung im Bildfeld der Enthauptung des Johannes berücksichtigt. Neben der bezeichnenden Signatur gibt es weitere Indizien für eine Sonderstellung der Bildnisfigur: Positionierung an der Bildschwelle am äußerst rechten Rand, Blickkontakt mit der BetrachterIn, hinweisende Geste in Richtung Signatur, Verankerung als Bild-im-Bild in einem kompositionellen Freiraum… Das Porträt ist durch die Namensnennung verifiziert und steht im Zusammenhang mit anderen Selbstinszenierungen des 15. Jahrhunderts, die ebenfalls durch Signaturen deutlich gemacht sind (u. a. Benozzo Gozzoli, Zug der hl. Könige; Jan van Eyck, Arnolfini-Bildnis; Conrad Laib, Salzburger Kreuzigung und Grazer Kreuzigung. Zu nennen sind diesbezüglich auch Albrecht Dürers Selbstinszenierungen in Altarwerken der Folgezeit, deren wesentlichste im Landauer-Altar2 von 1511 zu finden ist.3
Verweise
Ich danke Lukas Madersbacher, der in mehreren persönlichen Gesprächen (erstmals 2018) auf das mögliche Selbstporträt hinwies. Madersbacher 2017.↩︎
Albrecht Dürer, Landauer-Altar, 1511, Wien, Kunsthistorisches Museum.↩︎
Krabichler 2024, 217.↩︎
RVELAND – Signatur und Selbstporträt
Das Bildnis am Bildrand in der Gefangennahme des Johannes des Klosterneuburger Altars bildet den Ausgangspunkt der Überlegungen zu Selbstinszenierungen in unterschiedlicher Form bei Frueauf d. J. Unter besonderer Berücksichtigung der dem Bildnis beigestellten Namensnennung kann von einem Selbstbildnis des Malers in der Funktion eines Signaturbildnisses ausgegangen werden. Der Befund erhärtet sich durch einen Abgleich mit einer gestisch aufgeladenen, ikonografisch im Bildzusammenhang der Enthauptung des Johannes im selben Altar nicht erklärbaren Gestalt sowie diverser weiterer Alleinstellungsmerkmale.1
Verweise
Vgl. Forschungsstand.↩︎
Literatur
Zitiervorschlag:
Krabichler, Elisabeth: Gefangennahme Johannes des Täufers (Katalogeintrag), in: Metapictor, http://explore-research.uibk.ac.at/arts/metapictor/katalogeintrag/frueauf-d-j-rueland-gefangennahme-johannes-des-taufers-vor-1500-klosterneuburg-stiftsmuseum/ (05.12.2025).