Inhaltsverzeichnis
Objekt
| Titel in Originalsprache: | Kreuzigung Christi |
| Titel in Englisch: | Crucifixion of Christ |
| Datierung: | 1496 |
| Ursprungsregion: | deutschsprachiger Raum |
| Lokalisierung: | Österreich; Klosterneuburg; Stiftsmuseum |
| Lokalisierung (Detail): | Inventarnummer: GM 72 |
| Medium: | Tafelbild |
| Material: | Tempera |
| Bildträger: | Holz (Linde) |
| Maße: | Höhe: 89,5 cm; Breite: 66 cm |
| Ikonografische Bezeichnung: | Kreuzigung Christi |
| Iconclass: | 73D6 – the crucifixion of Christ: Christ's death on the cross; Golgotha (Matthew 27:45–58; Mark 15:33–45; Luke 23:44–52; John 19:25–38) |
| Signatur Wortlaut: | ohne |
| Datierung Wortlaut: | 1496 |
| Signatur/Datierung Position: | datiert: vorne am Stein; alternativ als 1499 gelesen |
| Inschriften: | Z (N?); am Fähnchen rechts |
| Auftraggeber/Stifter: | unbekannt |
| Provenienz: | in der Klosterneuburger Stiftssammlung seit 1823 dokumentiert |
| Zugänglichkeit zum Entstehungszeitpunkt: | unbekannt |
Bildnis 1
| Lokalisierung im Objekt: | Figur in der Menge rechts vom zentralen Kreuz, hinter dem braunen Pferd |
| Ausführung Körper: | Ganzfigur stehend |
| Ausführung Kopf: | annähernd Frontalansicht |
| Ikonografischer Kontext: | Assistenzfigur, einer der Zeugen der Kreuzigung |
| Blick/Mimik: | direkter Blick aus dem Bild; leicht nach rechts unten gerichtet |
| Gesten: | rechte Hand mit offener Handfläche auf die Szene am Kreuz weisend (?) |
| Körperhaltung: | aufrecht; rechte Hand/rechter Unterarm leicht nach links abgewinkelt |
| Interaktion/Raum-, Bildraumbeziehung/ Alleinstellungsmerkmal: | in einer Ebene zwischen den bedeutungsperspektivisch hervorgehobenen Vordergrundfiguren und der Menge der Zuschauer im Hintergrund; auf der Seite des bösen Schächers; wirkt wie eine Einzelfigur in der Menge; großteils von Pferden sowie Buschwerk überschnitten; Gesicht nur partiell sichtbar; Haare weitgehend unter einer Kopfbedeckung verborgen; mit Ausnahme der Hände der beiden Männer in der rechten unteren Bildecke ist die Hand der Figur die einzige sichtbare im rechten Bildbereich; auffällige Betonung durch die Verankerung in einer grünen Freifläche |
| Zugeordnete Bildprotagonisten: | alle zeitgenössischen Figuren im Bildfeld, die als Zeugen auftreten, besonders der Mann rechts hinter der Figur, der in ähnlichen Farben gekleidet ist, sowie ein weiterer auf nahezu selber Höhe des hinteren Mannes weiter rechts, der eine blaue Kopfbedeckung trägt und ebenfalls aus dem Bild blickt |
Forschungsergebnis: Frueauf d. J., Rueland
| Künstler des Bildnisses: | Frueauf d. J., Rueland |
| Status: | kontrovers diskutiert |
| Typ | Autor/in | Jahr | Referenz | Seite | Anmerkungen |
|---|---|---|---|---|---|
| Erstzuschreibung | Rainer/Rainer | 2003 | Rainer, Rainer 2003 – Rueland Frueauf d | 438 | - |
| Skeptisch/verneinend | Krabichler | 2024 | Krabichler 2024 – Vor aller Augen | 220f | - |
Rainer und Rainer (2003) weisen äußerst vorsichtig auf die Möglichkeit eines Selbstbildnisses hin: „Deutungsspielraum eröffnet die Darstellung eines Mannes mit halbverdecktem Gesicht und Weisegestus (Malerbildnis?).“1 An anderer Stelle im selben Sammelband zur Geschichte der bildenden Kunst in Österreich in Spätmittelalter und Renaissance thematisieren die Autoren (ebenfalls im Zusammenhang mit Selbstdarstellungen) teilweise verdeckte Gesichter als Ausdruck von Bescheidenheit.2
Krabichler (2024) erörtert in ihrer Dissertation zu Selbstporträts in Assistenz mögliche Selbstdarstellungen bzw. kryptomorphe Selbstinszenierungen Rueland Frueauf d. J. in mehreren Bildfeldern des Johannes- und Passionsaltars des Malers (in: Enthauptung des Johannes, Gefangennahme des Johannes, Christus am Ölberg). Diese Figuren stehen in engem formalem Zusammenhang und sind teils von großer physiognomischer Ähnlichkeit. Das hier vorgeschlagene Bildnis passt trotz bildwirksamer Gestik und sonstiger Alleinstellungsmerkmale nicht in das System dieser Selbstthematisierungen, es weist keinerlei Analogien zu den vorgeschlagenen Selbstbildnissen im o. a. Altar auf.3
Verweise
Rainer/Rainer 2003b.↩︎
Rainer/Rainer 2003a, 434. Vgl. weiterführend Conrad Laib, Grazer Kreuzigung, Salzburger Kreuzigung.↩︎
Krabichler 2024, 220f.↩︎
Keinerlei Ähnlichkeit
Rainers und Rainers Überlegungen zum thematisierten „Deutungsspielraum“ der Figur sind prinzipiell zuzustimmen, handelt es sich doch um einen auffällig auf die BetrachterIn ausgerichteten Mann, wenngleich der Blick aus dem Bild sowie das nur partiell sichtbare Gesicht allein, wie von den Autoren angesprochen, eine Identifikation als Malerporträt nicht rechtfertigen. Zudem lassen sich über physiognomische Vergleiche mit den nur wenig später geschaffenen Bildnissen im Johannes- und Passionsaltar keine Übereinstimmungen feststellen. Letztere sind durch eine Signatur übergreifend verifiziert, was den Vorschlag, in Ihnen das Antlitz des Malers zu sehen, deutlich glaubhafter macht (Gefangennahme des Täufers, Enthauptung des Täufers).
Die Kreuzigung Christi gilt als frühestes Werk Frueauf d. J.,1 eine Beteiligung der Werkstatt ist wahrscheinlich,2 was die Zuordnung einzelner Figuren prinzipiell erschwert. Offensichtlich ist allerdings, dass die diskutierte Figur in der Kreuzigung, wenn auch nur wenig früher gemalt als die zur Diskussion stehenden Bildnisse im Johannes- und Passionsaltar, wenigstens gleich alt oder jünger erscheinen sollte – das Gegenteil ist jedoch der Fall.
Literatur
Zitiervorschlag:
Krabichler, Elisabeth: Kreuzigung Christi (Katalogeintrag), in: Metapictor, http://explore-research.uibk.ac.at/arts/metapictor/katalogeintrag/frueauf-d-j-rueland-kreuzigung-christi-1496-klosterneuburg-stiftsmuseum/ (05.12.2025).