Anbetung der Könige

Gozzoli, Benozzo

um 1469 bis 1470

Italien; Pisa; Camposanto

Objekt

Bildrechte
Detailtitel:Anbetung der Könige (Teil von: Szenen aus dem Alten und dem Neuen Testament)
Alternativtitel Deutsch:Anbetung der Weisen
Titel in Originalsprache:Adorazione dei Magi; Adorazione dei Re Magi
Titel in Englisch:Adoration of the Magi
Datierung: um 1469 bis 1470
Ursprungsregion:italienischer Raum
Lokalisierung:Italien; Pisa; Camposanto
Lokalisierung (Detail):Bildfeld Nr. 35; Nordkorridor, oberes Bildfeld über dem Zugang zur Cappella Ammanati
Medium:Wandbild
Material:Fresko; Mischtechnik
Bildträger:Wand; Leinwand; Eternit
Technik Anmerkungen:Fresko abgenommen, mit Leinwand auf Eternitstreifen übertragen und in situ wieder angebracht
Ikonografische Bezeichnung:Geburt Christi, Drei Könige (Anbetung und Zyklus der Magier)
Ikonografie Anmerkungen:personenreiche Darstellung des Gefolges der Drei Könige
Iconclass:73B57 – adoration of the kings: the Wise Men present their gifts to the Christ-child (gold, frankincense and myrrh)
Signatur Wortlaut:ohne
Datierung Wortlaut:ohne
Auftraggeber/Stifter:Opera del Duomo
Provenienz:in situ
Zugänglichkeit zum Entstehungszeitpunkt:öffentlich

Bildnis 1

Bildrechte
Lokalisierung im Objekt:Figur hinter dem Pferd am linken Bildrand (?)
Ausführung Körper:Halbfigur reitend
Ausführung Kopf:Dreiviertelporträt
Ikonografischer Kontext:Figur aus dem Gefolge der Heiligen Drei Könige, die nicht unmittelbar am Geschehen beteiligt ist
Blick/Mimik:kommunizierender Blick zur zweiten Figur rechts
Gesten:die Linke vor der Brust (die Zügel haltend?); Rechte nicht sichtbar
Körperhaltung:auf einem Pferd sitzend; die Brust nach links und den Kopf nach rechts gewandt
Interaktion/Raum-, Bildraumbeziehung/ Alleinstellungsmerkmal:Figur am Wendepunkt des Zuges von links nach rechts in Scharnierfunktion; bildet die erste Reihe der Figuren des Mittelgrundes; sie leitet vom Hintergrund in den Vordergrund über; sie trägt als einzige der Figuren eine Kapuze über den Kopf gezogen
Kleidung:zeitgenössische Kleidung mit Kapuze
Zugeordnete Bildprotagonisten:fünfte Figur von rechts; mit Sprechgestus und kommunizierendem Blick Richtung vermutetes Selbstbildnis

Forschungsergebnis: Gozzoli, Benozzo

Künstler des Bildnisses:Gozzoli, Benozzo
Status:kontrovers diskutiert
Status Anmerkungen:durch den schlechten Erhaltungszustand nur schwer nachprüfbar; ungenaue Lokalisierung (Die Beschaffung und Analyse der Literatur zum vorgeschlagenen Selbstbildnis ist derzeit noch nicht abgeschlossen, der Eintrag wird weiterhin ergänzt.)
Typ Autor/in Jahr Referenz Seite Anmerkungen
Erstzuschreibung Rosini 1829 Rosini 1829 – Descrizione delle pitture del Campo 148 -
Skeptisch/verneinend Supino 1896 Supino 1896 – Il camposanto di Pisa 14 -
Bejahend Cavalcaselle/Crowe 1898 Cavalcaselle, Crowe 1898 – Storia della pittura in Italia 98 (Anm. 2) -
Bejahend Schaeffer 1904 Schaeffer 1904 – Das Florentiner Bildnis 208 (Anm. 43) -

Rosini erwähnt erstmals 1829 in seiner Beschreibung des Camposanto ein Selbstbildnis des Künstlers bei der Szene der Anbetung. Er geht von eine mündlichen Tradition aus und beschreibt einen jungen Mann zu Pferd mit Kapuze und lokalisiert ihn am rechten Bildrand: „Dicesi che nel volto di quel giovine a cavallo (ch’ è l’ultimo a destra) con un cappuccio incapo, Benozzo abbia effigiato il proprio ritratto.“1 Die Zuweisung erweist sich als schwierig, da sich keine Figur mit Kapuze auf der rechten Seite befindet.

Supino zweifelt 1896 an der Identifizierung Rosinis. Er bemängelt zurecht die äußerst fragwürdige Lokalisierung am Ende einer Reitergruppe, die sich in den Hügeln des Hintergrundes verliert. Auch sei es unwahrscheinlich, dass sich Gozzoli zur Zeit der Fertigstellung der Malereien noch als Jugendlicher darstelle.2

1898 übernehmen Cavalcaselle und Crowe die Identifizierung Rosinis in ihrem Forschungsstand. Sie zitieren Rosini, ohne die Figur näher zu beschreiben oder zu lokalisieren.3

Schaeffer übernimmt noch 1904 die Identifizierung Rosinis, ohne sie zu kommentieren.

Verweise

  1. Rosini 1829, 148.↩︎

  2. Supino 1896, 14.↩︎

  3. Cavalcaselle/Crowe 1898, 98 (Anm. 2).↩︎

Das Rätsel um den Mann mit der Kapuze

Das von Rosini thematisierte Selbstbildnis Gozzolis in der Anbetung des Camposanto ist äußerst problematisch. Die Restaurierungsarbeiten nach dem Krieg ermöglichen eine Differenzierung der einzelnen Figuren und anhand der Vorkriegsaufnahmen wäre eine Überprüfung der entsprechenden Gesichtszüge durchaus zu bewerkstelligen. Jedoch macht die ungenaue Lokalisierung des Bildnisses am Ende eines Zuges, der sich in den Hügeln des Hintergrundes verliert, eine Identifizierung quasi unmöglich: Keine der Figuren im Hintergrund entspricht den Beschreibungen.

Wenn wir der Beschreibung mehr Gewicht zumessen als der Lokalisierung, kann Rosini eigentlich nur die Figur am oberen linken Bildrand gemeint haben. Sie trägt als einzige eine kapuzenartige Kopfbedeckung, sie ist durch das gut sichtbare Pferd eindeutig als Reiter auszumachen und sie kann aufgrund ihrer glatten Züge durchaus als relativ junger Mann bezeichnet werden. Durch ihre Scharnierposition wird ihr in der Bildkomposition eine prominente Stelle zugewiesen. Pferd und Oberkörper richten sich nach links in Verlängerung des Reiterzuges im Hintergrund, der von rechts oben nach links unten zieht. Ihr Gesicht ist hingegen nach rechts gewandt, offensichtlich zur Reiterfigur mit dem auffallend spitzen Hut neben ihr. Ihr Blick lenkt die BetrachterIn noch weiter in Richtung des Hauptgeschehens, der Anbetung der Könige. Schließlich könnte man in den länglichen Gesichtszügen und in dem intensiven Blick der Figur, wie sie auf den Vorkriegsaufnahmen noch auszumachen sind, noch gewisse Ähnlichkeiten zum Selbstbildnis der Medici-Kapelle entdecken. Die besondere Position am Rand des Bildes, die verweisende Funktion des Blicks und die Ähnlichkeit zum Referenz-Porträt der Medici-Kapelle könnten als Indizien für ein Selbstbildnis gelesen werden.

Literatur

Cavalcaselle, Giovanni Battista/Crowe, Joseph Archer: Storia della pittura in Italia. Dal secolo II al secolo XVI. 8. Benozzo Gozzoli e suoi discepoli, Florenz 1898.
Rosini, Giovanni: Descrizione delle pitture del Campo Santo di Pisa coll'indicazione dei monumenti ivi raccolti. Con IX. Figure intagliate in rame da G. Paolo Lasinio, Pisa (3. Aufl.) 1829.
Schaeffer, Emil: Das Florentiner Bildnis, München 1904.
Supino, Igino Benvenuto: Il camposanto di Pisa, Florenz 1896.

Zitiervorschlag: