Anbetung der Könige

Herlin, Friedrich

1462

Deutschland; Nördlingen; Stadtmuseum

Objekt

Bildrechte
Detailtitel:Anbetung der Könige (Teil von: Hochaltar St. Georgskirche)
Titel in Originalsprache:Anbetung der Könige
Titel in Englisch:Adoration of the Kings
Datierung: 1462
Ursprungsregion:deutschsprachiger Raum
Lokalisierung:Deutschland; Nördlingen; Stadtmuseum
Lokalisierung (Detail):Teil der Flügel des Hochaltars aus der St. Georgskirche bestehend aus Werktagsseite (Heilige und Stifter): Hl. Georg, männliche Stifterbilder (links); Hl. Magdalena, weibliche Stifter mit den hl. Barbara und Dorothea (rechts); Feiertagsseite (Kindheit und Jugend Christi): Verkündigung, Heimsuchung Mariä, Geburt Christi, Beschneidung Christi (links); Anbetung der Könige, Darbringung im Tempel, Flucht nach Ägypten, Jesus und die Schriftgelehrten (rechts)
Medium:Altarflügel; Tafelbild
Material:Öl
Bildträger:Holz (Fichte)
Maße: Höhe: 89 cm; Breite: 66 cm
Ikonografische Bezeichnung:Drei Könige (Anbetung und Zyklus der Magier)
Iconclass:73B57 – adoration of the kings: the Wise Men present their gifts to the Christ-child (gold, frankincense and myrrh)
Signatur Wortlaut:friderich herlein von rotenburck
Datierung Wortlaut:1462
Signatur/Datierung Position:signiert, datiert: auf den äußeren Schmalseiten des Schreins
Inschriften:

Dis werck hat gemacht friderich herlein von rotenburck 1462; auf den äußeren Schmalseiten des Schreins

Inschriften/Signatur/Datierung weitere Ausführungen:

Die Inschrift befindet sich nicht auf der hier besprochenen Tafel, sondern gleichlautend auf den beiden äußeren Schmalseiten des Schreins.

Auftraggeber/Stifter:Jakob Fuchsart (Nördlinger Kaufmann)
Provenienz:ursprünglich für die St. Georgskirche geschaffen, Fragmente (Schreinfiguren) in situ; bemalte Flügel 1683 für einen neuen Barockaltar in der Kirche weiterverwendet, bis mindestens 1820 auf der Rückseite dieses Altars montiert; 1876 ins Nördlinger Stadtmuseum überführt
Zugänglichkeit zum Entstehungszeitpunkt:öffentlich

Bildnis 1

Bildrechte
Lokalisierung im Objekt:zentrale Figur hinten
Ausführung Körper:Ganzfigur stehend
Ausführung Kopf:Dreiviertelporträt
Ikonografischer Kontext:König Caspars in der Szene der Anbetung der Könige
Blick/Mimik:Blick nach links unten Richtung Madonna
Gesten:hält einen Prunkpokal in beiden Händen
Körperhaltung:aufrecht; Oberkörper leicht nach vorne gebeugt
Interaktion/Raum-, Bildraumbeziehung/ Alleinstellungsmerkmal:im hinteren Bildbereich nahezu zentral; besonders im Bereich der unteren Körperhälfte von den vorgelagerten Figuren überschnitten
Attribute:Prunkpokal
Kleidung:dem Prunkgewand eines Magiers entsprechend
Zugeordnete Bildprotagonisten:alle Figuren im Bildfeld

Forschungsergebnis: Herlin, Friedrich

Künstler des Bildnisses:Herlin, Friedrich
Status:kontrovers diskutiert
Typ Autor/in Jahr Referenz Seite Anmerkungen
Erstzuschreibung Legner 2009 Legner 2009 – Der Artifex 442, 442 (Abb. 707)
Details
Es handelt sich bei den Ausführungen Legners um widersprüchliche Angaben, vgl. Detailausführungen.
Skeptisch/verneinend Schaller 2021 Schaller 12/2021 – Hans Fries 46
Details
unveröffentlichtes Manuskript3

2009 widmet Legner in seiner Abhandlung zum Artifex den Selbstdarstellungen als Identifikationsfiguren ein eigenes Kapitel.1 Er untersucht Porträts in der Gestalt von Heiligen, deren Motivation in der Zurschaustellung von Nachfolgerschaft und Frömmigkeit begründet liegt. Neben der hierfür prädestiniert erscheinenden Figur des Nikodemus behandelt Legner auch Rollenporträts als Heilige Könige. Hierbei fokussiert der Autor in seiner Argumentation auf die vornehme Kleidung der Könige, die sich als geeignet für Selbstinszenierungen erweise. Als Beispiel führt Legner u. a. ein Selbstbildnis Herlins in der Rolle des zweiten Magiers in der Anbetung der Könige auf dem Flügel des Nördlinger Hochaltars an. Das thematisierte Gemälde ist als „Anbetung der Hl. Drei Könige. Vom Hochaltar aus St. Georg, 1459“ betitelt.2

Schaller (in Vorbereitung) bezieht sich auf Legner und bezeichnet seine Ausführungen als einen Irrtum, der ihres Erachtens aus einer Verwechslung und fehlerhaften Zitation erwachse (s. u.). Abweichend von Legner betont Schaller, dass der hl. Caspar in der Anbetung der Könige aus dem unbekannten Altar von 1459 eher mit dem nachgewiesenen Stifterbildnis Herlins von 1488 vergleichbar wäre als der hl. Caspar mit Bart aus der Anbetung der Könige auf dem Flügel des Altars von St. Georg.3

Verweise

  1. Legner 2009, 435–451.↩︎

  2. Vgl. ebd., 442 (Abb. 707).↩︎

  3. Schaller 2021, 46.↩︎

Verwirrung pur… wäre da nicht der Bart

Legners Vorschlag, Herlin im zweiten König in der Anbetung der Könige des Altars von St. Georg zu erkennen, beinhaltet Ungereimtheiten und stößt auf Widerspruch. Die größte Verwirrung stiftet der Autor, indem er eine Abbildung der Anbetung der Könige aus Herlins Altar von St. Georg publiziert und diese in der Bildunterschrift mit einer falschen Datierung versieht (1459 anstelle von 1462). Die Datierung von 1459 passt einerseits zu einer Anbetung der Könige eines unbekannten Altars, andererseits zu den schriftlichen Ausführungen des Autors, in denen nur von einer Anbetung die Rede ist und der Zusatz „vom Hochaltar aus St. Georg“ fehlt. Erschwerend kommt hinzu, dass sich beide Bildtafeln (die von 1459 und die von 1462) im Stadtmuseum in Nördlingen befinden.1 Eine Anmerkung Legners, in der er auf einen Hinweis zu weiteren möglichen Selbstdarstellungen Herlins als Apostel Philippus eingeht,2 bringt in gewissem Sinne Aufklärung: Da Legner keine frühere Identifizierung eines Rollenporträts als König thematisiert, wird deutlich, dass er sich bei der Feststellung des Selbstporträts in der Anbetung der Könige keineswegs auf vorgefasste Meinungen beruft. Dies entkräftet den Kritikpunkt Schallers, die vermutet, Legner habe seine Meinung aufgrund eines falschen Zitats irrtümlich niedergeschrieben.3 Es kann im vorliegenden Fall jedoch nicht entschieden werden, welchen Magier Legner konkret als Selbstbildnis annimmt, wenngleich der Schluss nahe liegt, es müsse sich entsprechend der publizierten Abbildung um den in der Anbetung der Könige im Altar von St. Georg handeln.

Wegen der unklaren Forschungssituation wird nicht näher auf die mögliche Selbstporträtthese eingegangen. Dennoch ist festzustellen, dass eine überzeugende Ähnlichkeit des zweiten Königs des Altars von St. Georg mit dem in der Forschung weitgehend als Selbstporträt festgeschriebenen Assistenzporträt in der Rolle eines Pilgers in der Einholung der Pilger im Rothenburger Hochaltar gegeben ist.

Verweise

  1. Legner 2009, 442, 442 (Abb. 707).↩︎

  2. „Nach Ernst Buchners Vermutung 1953 trägt auch der Apostel Philippus in der Predella und im Marientod des Rothenburger Hochaltars Selbstbildniszüge des Friedrich Herlin. Siehe Krüger 1996, S. 123“, vgl. ebd., 659 (Anm. 17). Legner bezieht sich hierbei auf Krüger 2004 (zugleich Dissertation 1996) und thematisiert dabei die Figur des Magiers nicht. Vgl. weiterführend Katalogeintrag zum Marientod und Einführungstext zu Friedrich Herlin.↩︎

  3. Vgl. Schaller 2021, 46.↩︎

Literatur

Krüger, Ralf: Friedrich Herlin. Maler und Altarbauunternehmer (Jahrbuch des Vereins Alt-Rothenburg e. V.), Rothenburg ob der Tauber 2004.
Legner, Anton: Der Artifex. Künstler im Mittelalter und ihre Selbstdarstellung, Köln 2009.
Schaller, Catherine 2021: Hans Fries. Identität und Augsburger Quellen. (Manuskript) 12/2021.

Zitiervorschlag: