Gastmahl des Herodes

Masolino

um 1435

Italien; Castiglione Olona; Chiesa dei Santi Stefano e Lorenzo (Collegiata)

Objekt

Bildrechte
Detailtitel:Gastmahl des Herodes (Teil von: Freskenzyklus mit Szenen aus dem Leben Johannes des Täufers)
Titel in Originalsprache:Banchetto di Erode
Titel in Englisch:The Feast of Herod, the Presentation of the Head to Herodias, and the Burial of the Baptist
Datierung: um 1435
Ursprungsregion:italienischer Raum
Lokalisierung:Italien; Castiglione Olona; Chiesa dei Santi Stefano e Lorenzo (Collegiata)
Lokalisierung (Detail):Baptisterium, rechte Wand (von der Eingangstür aus gesehen)
Medium:Wandbild
Material:Fresko
Bildträger:Wand
Iconclass:73C13321 – Salome asking the head of John the Baptist; Herod orders the beheading
Signatur Wortlaut:ohne
Datierung Wortlaut:ohne
Auftraggeber/Stifter:Möglicherweise Kardinal Branda Castiglione (1350–1443), der in seinem Heimatort Castiglione Olona zahlreiche Aufträge vergab und Masolino bereits in Rom für einen Auftrag engagiert hatte.
Provenienz:Die Fresken des Baptisteriums wurden Mitte der 1960er Jahre im Zuge einer Restaurierung abgenommen und anschließend wieder angebracht.
Zugänglichkeit zum Entstehungszeitpunkt:öffentlich

Zum Stifter1 und zur Provenienz.2

Verweise

  1. Borsook 1980, 67; Joannides 1993, 212, 282.↩︎

  2. Borsook 1980, 70; Joannides 1993, 283.↩︎

Bildnis 1

Bildrechte
Lokalisierung im Objekt:zweite Figur von links
Ausführung Körper:Ganzfigur sitzend
Ausführung Kopf:Dreiviertelporträt
Ikonografischer Kontext:Gast des Herodes
Blick/Mimik:direkter Blick aus dem Bild
Gesten:seine rechte Hand erhoben (Arm rechtwinklig) mit Handfläche zum Betrachter; seine linke Hand zu einer losen Faust geballt vor sich am Tisch abgelegt
Körperhaltung:sitzend, aufrecht
Interaktion/Raum-, Bildraumbeziehung/ Alleinstellungsmerkmal:die Figur befindet sich als erste an der Langeseite des Tisches unmittelbar neben Herodes, der an der Stirnseite sitzt; Herodes dürfte – wie mittels Gesten angedeutet – auf den von Salome soeben vorgebrachten Wunsch reagieren, die Selbstbildnisfigur hebt als einzige andere Figur ebenfalls eine Hand; der Gesichtsausdruck wirkt konsterniert, der Kopf ist zu Herodes gedreht, der Blick geht zum Betrachter; die Figur wird sowohl von Herodes als auch von der Figur auf der anderen Seite leicht überschnitten; ebenfalls überschnitten wird sie vom Tisch mit dem weißen Tischtuch, unterhalb des Tisches wird der untere Bereich des Gewandes sichtbar
Kleidung:mit Pelzbesatz
Zugeordnete Bildprotagonisten:die am Tisch sitzenden Personen, von links nach rechts: Herodes (Stirnseite, vorgeschlagen als Kardinal Branda Castiglione, Kaiser Sigismund oder Niccolò III. d’Este); hier diskutiertes Selbstbildnis; Figur mit langem gegabeltem Bart und Kopfbedeckung (vorgeschlagen als Pippo Spano (Philippo Scolari) oder als Kaiser Sigismund); jüngerer Mann mit kurzem Bart (vorgeschlagen Giovanni Hunyadi oder als Pippo Spano (Philippo Scolari)).

Zu Vorschlägen zur Identifizierung weiterer Figuren: zum Bildnis des Herodes als Verkörperung Kardinal Branda Castiglione, Kaiser Sigismund oder Niccolò III. d’Este),1 zur Figur mit gegabeltem Bart als Pippo Spano(Philippo Scolari)2 oder als Kaiser Sigismund,3 zum jüngerer Mann mit kurzem Bart als Giovanni Hunyadi4 oder als Pippo Spano (Philippo Scolari).5

Verweise

  1. Wakayama 1972, 86 schlägt die Identifizierung mit Niccolò III. d’Este vor; zu den übrigen Vorschlägen siehe Joannides 1993, 291.↩︎

  2. Von diesem Vorschlag berichtet etwa ebd.↩︎

  3. Etwa von Wakayama 1972, 86.↩︎

  4. Von diesem Vorschlag berichtet etwa Joannides 1993, 291.↩︎

  5. Etwa von Wakayama 1972, 86. Sämtliche Porträtvorschläge werden in der jüngeren Forschung (etwa Joannides 1993, 291; Roberts 1993, 148 (Anm. 79)) tendenziell abgelehnt, da nicht davon auszugehen ist, dass der Auftraggeber und andere historische Personen in Verbindung mit dem sündigen Herodes und den grausamen Geschehnissen an seinem Hof gebracht werden hätten wollen.↩︎

Forschungsergebnis: Masolino

Künstler des Bildnisses:Masolino
Status:Einzelmeinung
Status Anmerkungen:Bertelli schlägt das Selbstbildnis mit Vorbehalten vor; der Vorschlag wurde in der Forschung bislang nicht aufgegriffen.
Andere Identifikationsvorschläge:Kardinal Giovanni Dominici; Auftraggeber Kardinal Branda Castiglione
Typ Autor/in Jahr Referenz Seite Anmerkungen
Erstzuschreibung Bertelli 1998 Bertelli 1998 – Masolino, gli affreschi del Battistero 184 -

Bertelli referiert die vorgeschlagenen Porträtidentifizierungen für Herodes und seine Gäste am Festtisch, denen er eher ablehnend gegenübersteht. Die Figur neben Herodes habe dagegen „le caratteristiche di un ritratto allo specchio, ossia di un autoritratto,“1 auch wenn die Wendung des Kopfes durch die erzählte Geschichte motiviert sei. Bertelli möchte nicht ausschließen, dass es sich hier um ein Selbstbildnis Masolinos handeln könnte, würde nach seiner Ansicht doch auch das Alter des Malers, der zum damaligen Zeitpunkt ca. 52 Jahre alt war, durchaus passen. Dennoch will Bertelli seine Identifizierung als bloßen Vorschlag verstanden wissen.2

Die Figur wurde auch als Kardinal Giovanni Dominici3 oder als Auftraggeber Kardinal Branda Castiglione4 vorgeschlagen.

Verweise

  1. Bertelli 1998, 184.↩︎

  2. Ebd.↩︎

  3. Von diesem Vorschlag berichtet etwa Joannides 1993, 291.↩︎

  4. Wakayama 1972, 86. In der jüngeren Forschung wird nicht davon ausgegangen, dass in und um Herodes Bildnisse zu suchen sind (s. o.).↩︎

(Fast) nichts spricht für ein Selbstbildnis

In Herodes und seinen Gästen wurden immer wieder Porträts zeitgenössischer Personen vermutet. Diese Vorschläge werden in der jüngeren Forschung tendenziell mit dem äußerst plausiblen Argument abgelehnt, dass eine durch ein Bildnis hergestellte Verbindung zu König Herodes, der in der Bibel in Schurkenrolle besetzt ist, wenig erstrebenswert gewesen sein dürfte.1 Dementsprechend unwahrscheinlich ist auch, dass sich Masolino in der Figur direkt neben Herodes porträtiert hat. Ein weiterer Grund, der gegen ein Malerselbstbildnis spricht, ist die reiche und pelzbesetzte Kleidung, die eher an einen gut situierten Geistlichen denken lässt. Auch schließen sich die beiden vorgeschlagenen Selbstbildnisse im Baptisterium von Castiglione Olona zwar nicht zwingend aus, allerdings wirkt die Profilfigur in der Verkündigung an Zacharias jünger als die hier diskutierte Figur. Schließlich bleibt noch anzumerken, dass Masolino in den Fresken des Raumes genügend Gelegenheiten hatte, den üblicheren Weg zu gehen und sich in einer Assistenzfigur zu porträtieren. Als einziges Proargument bleibt so der Blick aus dem Bild, den Bertelli als Blick in den Spiegel interpretiert. Dieser kann aber genauso ein Element der Betrachteransprache darstellen bzw. im Bildzusammenhang als Kontrast zur recht ausdruckslosen Profilfigur des Herodes den BetrachterInnen die Grausamkeit der Geschehnisse vor Augen führen.

Verweise

  1. Etwa Joannides 1993, 291; Roberts 1993, 148 (Anm. 79).↩︎

Literatur

Bertelli, Carlo: Masolino, gli affreschi del Battistero e della Collegiata a Castiglione Olona (Grandi libri Skira), Mailand 1998.
Borsook, Eve: The Mural Painters of Tuscany. From Cimabue to Andrea del Sarto, Oxford (2. Aufl.) 1980.
Joannides, Paul: Masaccio and Masolino. A Complete Catalogue, London 1993.
Roberts, Perri Lee: Masolino da Panicale (Clarendon Studies in the History of Art, 12), Oxford 1993.
Wakayama, Maria Lucia Eiko: Iconografia ritrattistica negli affreschi a Castiglione Olona, in: Arte Lombarda, 17. Jg. 1972, H. 36, 83–61.