Das Stierwunder des hl. Silvester

Pesellino, Francesco di Stefano

um 1453 bis 1455

USA; Worcester; Art Museum

Objekt

Bildrechte
Detailtitel:Das Stierwunder des hl. Silvester (Teil von: Szenen aus dem Leben des hl. Silvester)
Titel in Originalsprache:Silvestro risuscita il toro ucciso dal sacerdote ebreo
Titel in Englisch:A Miracle of Saint Silvester
Datierung: um 1453 bis 1455
Ursprungsregion:italienischer Raum
Lokalisierung:USA; Worcester; Art Museum
Lokalisierung (Detail):Inventarnummer: 1916.12
Medium:Altarbild; Predella
Material:Tempera
Bildträger:Holz
Maße: Höhe: 31 cm; Breite: 78,5 cm
Maße Anmerkungen:Maße mit Rahmen
Ikonografische Bezeichnung:Stierwunder
Ikonografie Anmerkungen:der hl. Silvester ist im LCI nicht gelistet
Iconclass:11H(SYLVESTER)51 – St. Sylvester restores to life a wild bull that had been killed by a Jewish magician
Signatur Wortlaut:ohne
Datierung Wortlaut:ohne
Provenienz:bis 1850 Sammlung Doria-Pamphilj; bis 1915 Sammlung Lord Northesk’s
Zugänglichkeit zum Entstehungszeitpunkt:öffentlich

Die Datierung erfolgt nach Kanter.1

Verweise

  1. Kanter 2005, 287.↩︎

Bildnis 1

Bildrechte
Lokalisierung im Objekt:siebte Figur von links
Ausführung Körper:Ganzfigur stehend
Ausführung Kopf:im Profil
Ikonografischer Kontext:Figur in Gestalt eines Höflings aus dem Gefolge des Kaisers
Blick/Mimik:eventuell kommunizierender Blick nach rechts in Richtung der hl. Helena
Gesten:Hand vor die Brust als selbstbezeichnende Geste
Körperhaltung:stehend; Körper und Kopf nach rechts gewandt, Beine in leichter Schrittstellung
Interaktion/Raum-, Bildraumbeziehung/ Alleinstellungsmerkmal:Figur befindet sich am hinteren Rand der Bildbühne; sie steht am hinteren, linken Rand des in Zentralperspektive wiedergegeben Fliesenbodens, welcher die mittlere Bildbühne bildet; sie grenzt die zentrale Figurengruppe nach links ab; sie steht vor dem Pfeiler des linken Innenraums, den sie mit ihrem Überwurf leicht überschneidet; sie trägt als einzige einen Mazzocchio als Kopfbedeckung
Kleidung:zeitgenössische elegante Kleidung; auffallender roter Mazzocchio
Zugeordnete Bildprotagonisten:Figur befindet sich in einer Gruppe von vier Mitgliedern des Hofstaates

Forschungsergebnis: Pesellino, Francesco di Stefano

Künstler des Bildnisses:Pesellino, Francesco di Stefano
Status:Einzelmeinung
Status Anmerkungen:willkürliche Zuweisung
Typ Autor/in Jahr Referenz Seite Anmerkungen
Erstzuschreibung Prinz 1966 Prinz 1966 – Vasaris Sammlung von Künstlerbildnissen 89 -

Prinz bemerkt 1966 zwei Selbstdarstellungen im Werk Pesellinos, eine in der Tafel mit dem Drachenwunder des hl. Silvester der Galleria Doria-Pamphilj und eben diese auf der Tafel mit dem Stierwunder in Worcester. Er nennt keine Quellen und begründet seine Identifizierung nicht, merkt aber an, dass beide Selbstbildnisse nicht mit dem Porträt in den Viten Vasaris übereinstimmen.1

Verweise

  1. Prinz 1966, 89.↩︎

Das doppelte Rotkäppchen

Prinz geht in seinen Kommentaren zu Vasaris Porträt-Holzschnitten von zwei Selbstporträts im Werk Pesellinos aus, für jenes im Drachenwunder des hl. Silvester der Galleria Doria-Pamphilj liefert er eine Abbildung mit der aus dem Bild blickenden Figur. Er vermutet auch ein Selbstbildnis in einer Figur auf der Tafel mit dem Stierwunder desselben Heiligen in Worcester, präzisiert aber nicht, welche Figur gemeint ist.1 Wir können jedoch davon ausgehen, dass er wiederum die Figur eines blonden jungen Mannes mit halblangem Haar unter dem auffallenden roten Mazzocchio mit Binde im Sinn gehabt haben dürfte. Dafür spricht die Ähnlichkeit der Kopfbedeckung, die auch der als Selbstbildnis vorgeschlagene Mann im Drachenwunder trägt. Zudem finden wir auf der Tafel in Worcester die gleiche spitze Nase, allerdings weniger markant gebogen. Der Mann befindet sich am Rande einer Gruppe und deutet auf sich selbst, diese Positionierung und der Selbstbezeugungsgestus könnten auf ein Selbstporträt hinweisen. Die prächtige Kleidung zeichnet ihn jedenfalls als eleganten Höfling aus, dies könnte den Prestigeanspruch des Malerstandes veranschaulichen. Andererseits findet sich die spitze Nase auch bei anderen Figuren des Gemäldes und lässt keine genaue Identifizierung zu. Es ist durchaus plausibel, dass die Ähnlichkeiten in Physiognomie und Kleidung eher auf einen gewissen Jünglings-Typus zurückzuführen sind. Pesellino bedient sich in seinen Gemälden mehrmals gewisser Figurentypen, in den Szenen aus dem Leben des hl. Silvesters beispielsweise desjenigen eines älteren Gelehrten mit breitem Hut und Bart bzw. des Mannes mittleren Alters mit schwarzer Kappe. Die potentielle Selbstbildnisfigur befindet sich zudem auch nicht am Rand des Bildes, sondern nur am Rand einer Gruppe, Gestus und Position zeichnen den Mann primär als Zeugen des Wunders und weniger als Urheber des Gemäldes aus. Auch ist die Darstellung im Profil relativ ungewöhnlich für ein Selbstporträt, schon aufgrund der technischen Schwierigkeiten bei der Umsetzung mit mehreren Spiegeln. Nachdem die beiden Tafeln zu einer Predella gehören, stellt sich schließlich die Frage, warum sich der Künstler mehr als einmal dargestellt haben möchte bzw. warum nicht auf allen drei Tafeln, sondern nur auf zweien. Ein Selbstbildnis in dieser Figur zu erkennen ist vielleicht denkbar, aber doch sprechen sehr viele Indizien dagegen.

Verweise

  1. Prinz 1966, 89.↩︎

Literatur

Kanter, Laurence: Francesco di Stefano, called Pesellino, in: Kanter, Laurence/Palladino, Pia (Hg.): Fra Angelico (Ausstellungskatalog, New York, 26.10.2005–29.01.2006), New Haven u. a. 2005, 269–289.
Prinz, Wolfram: Vasaris Sammlung von Künstlerbildnissen. Mit einem kritischen Verzeichnis der 144 Vitenbildnisse in der zweiten Ausgabe der Lebensbeschreibungen von 1568, in: Mitteilungen des Kunsthistorischen Institutes in Florenz, 12. Jg. 1966, Beiheft, 1, 3–158.

Zitiervorschlag: