Botticelli, Sandro
Bildrechte
| Weitere Namen: | Botticelli; Alessandro Filipepi; Alessandro di Mariano di Vanni Filipepi; Sandro Filipepi |
| Geburt: | um 1445 in Florenz |
| Tod: | 1510 in Florenz |
| Lexika: | AKL | GND |
Es existiert kein in der Forschung allgemein akzeptiertes Bildnis oder Selbstbildnis Botticellis. Vasari liefert in der Vita von Botticellis Schüler Filippino Lippi jedoch einen Hinweis auf das mögliche Aussehen des Meisters, der von vielen Forschern akzeptiert wird: Er spricht von einem Bildnis Botticellis, das dessen Schüler Filippino in die Fresken der Brancacci-Kapelle integriert habe.1 Zwar beschreibt er die Stelle ungenau, verwendet aber zur Illustration der Vita Botticellis ein in der Kapelle eindeutig wiedererkennbares Profilbildnis aus Filippinos Kreuzigung Petri.2 In der Forschung wird dieses Bildnis aus der Brancacci-Kapelle häufig als Kontrastfolie zur Bewertung der möglichen Selbstbildnisse Botticellis herangezogen, wobei in erster Linie Vergleiche der Physiognomien angestellt werden. Einige wenige Autoren vertreten zwar die Ansicht, Botticelli sei nicht dieser von Vasari angesprochene Mann im Profil, sondern jener neben ihm, der zum Betrachter blickt3 – das dürfte aber unwahrscheinlich sein, da diese Figur teils auch als Selbstbildnis Filippinos gehandelt wird.
In dieser Datenbank werden Vorschläge für integrierte Selbstbildnisse Botticellis in folgenden Werken behandelt: Anbetung der Könige, Del-Lama-Anbetung (zwei Selbstbildnisvorschläge), Anbetung der Könige, Tondo, Marientod sowie in der Vernichtung der Rotte Korah (zwei Vorschläge) und Versuchungen Christi (drei Vorschläge) in der Sixtinischen Kapelle. Aufgrund der wenig belastbaren Erstidentifizierungen sind die Katalogeinträge zu Selbstbildnisvorschlägen in Madonna mit Kind und zwei Engeln, in Madonna mit Kind, zwei Engeln und dem jungen Johannes dem Täufer und in der Pala di San Barnaba lediglich fragmentarisch angelegt. Außerdem erwähnt Steinmann das Porträt eines jungen Mannes im „Berliner Museum“, in dem er ebenfalls ein Selbstbildnis Botticellis vermutet. Möglicherweise bezieht er sich dabei auf das früher Botticelli, heute jedoch Raffaellino del Garbo zugeschriebene Bildnis eines jungen Mannes.4 Dieses Bild wird nicht behandelt, da es sich um ein autonomes Porträt handelt; dass Botticelli dargestellt sein könnte, ist zudem äußerst unwahrscheinlich. Ähnlich zu bewerten ist der immer wieder vorgebrachte Vorschlag, in dem Porträt des Mannes mit der Cosimo-Medaille ein Selbstbildnis Botticellis zu sehen, gibt es für das Bildnis doch zahlreiche weitere Identifizierungsvorschläge, die weitaus plausibler sind.5
Kein Selbstbildnis, sondern einen versteckten Selbstverweis bzw. einen Verweis „auf die vermittelnde Macht der Malerei“,6 könnte Botticelli laut Dombrowski in der Pala di San Marco (um 1490, Tempera auf Holz, Florenz, Uffizien, Inventar 1890, 8362) in der rechten Randfigur untergebracht haben. Diese Figur stellt den hl. Eligius dar, Patron des mit den florentinischen Malern eng verbundenen Goldschmiedehandwerks, nimmt aus dem Bild blickend Kontakt zum Betrachter auf und ist an der analogen Stelle zu Botticellis vermutetem Selbstbildnis in der Del-Lama-Anbetung positioniert.7
Mitunter wird Botticellis Verleumdung des Apelles als autoreferentielles Werk gedeutet – der Maler könnte im auf das hypothetische antike Vorbild aus der Hand des Apelles zurückgehenden Gemälde auf eine Episode aus seinem eigenen Leben anspielen. Dabei wird aber kein konkretes Selbstbildnis vermutet, sondern eine rein inhaltliche Übereinstimmung zwischen Bild und Vita. Bislang steht dieser Deutungsansatz überdies neben zahlreichen anderen, die nicht weniger plausibel sind.8
Verweise
Vasari/Lorini/Zeller 2010, 44.↩︎
Abgedruckt z. B. in Vasari/Lorini/Dombrowski 2010, 8. Meller 1961, 282–287 gibt an, Filippino habe Botticelli in demselben Bildfeld noch ein zweites Mal im Profil dargestellt, dieser Vorschlag fand jedoch kaum Befürworter. Siehe dazu auch den Katalogeintrag Petrus und Paulus vor Nero im Disput mit Simon Magus und Kreuzigung Petri.↩︎
Baldini 1984, 16 (hier legt der Bildausschnitt diese Interpretation nahe); Bo/Mandel 1967, 83f; Deimling 2005, 8; Sleptzoff 1978, 114f.↩︎
Steinmann 1897, 3; Steinmann 1901, 506 (Anm. 1). Für eine Besprechung des Berliner Porträts siehe Weppelmann 2011, 144f. Raffaellino del Garbo: Bildnis eines jungen Mannes, um 1495, Tempera auf Holz, 42 x 31,5 cm, Berlin, Gemäldegalerie, Ident. Nr. 78.↩︎
Sandro Botticelli: Porträt des Mannes mit der Cosimo-Medaille, um 1474/75, Tempera auf Holz, 57,5 x 44 cm, Florenz, Galleria degli Uffizi. Zusammenfassend zu den Identifizierungsvorschlägen etwa Zöllner 2005, 52f, 197 (Kat. 22).↩︎
Dombrowski 2010a, 108.↩︎
Ebd., 107f; Dombrowski 2010b, 309; die Plausibilität dieses Vorschlags kann hier nicht beurteilt werden.↩︎
Einen Selbstbezug sieht etwa Dombrowski 2010a, 127; Strinati 2004, 84. Zu den unterschiedlichen Thesen siehe etwa Pons 2004, 244; Zöllner 2005, 98.↩︎
Zugehörige Objekte
Anbetung der Könige (Lama-Anbetung)
Botticelli, Sandro
um 1475
Italien; Florenz; Gallerie degli Uffizi
Anbetung der Könige (Tondo)
Botticelli, Sandro
um 1470 bis 1475
Vereinigtes Königreich; London; The National Gallery
Madonna mit Kind und zwei Engeln
Botticelli, Sandro
um 1460 bis 1465
USA; Washington; National Gallery of Art
Madonna mit Kind, zwei Engeln und dem jungen Johannes dem Täufer
Botticelli, Sandro
1468
Italien; Florenz; Galleria dell’Accademia
Pala di San Barnaba
Botticelli, Sandro
um 1487
Italien; Florenz; Gallerie degli Uffizi
Vernichtung der Rotte Korah
Botticelli, Sandro
1481 bis 1482
Vatikan; Vatikanstadt; Cappella Sistina
Versuchungen Christi
Botticelli, Sandro
1481 bis 1482
Vatikan; Vatikanstadt; Cappella Sistina
Literatur
Zitiervorschlag:
Gstir, Verena: Botticelli, Sandro (Künstler), in: Metapictor, http://explore-research.uibk.ac.at/arts/metapictor/kuenstler/botticelli-sandro/ (05.12.2025).