Bouts, Albrecht
Bildrechte
| Weitere Namen: | Aelbert Bouts; Albert Bouts; Meister der Himmelfahrt Mariae |
| Geburt: | 1451 bis 1454 in Löwen |
| Tod: | 1549 in Löwen |
| Lexika: | AKL | GND |
Bei Albrecht Bouts handelt es sich um eines von vier Kindern von Dieric Bouts d. Ä. und Katharina van der Brugghen. Gemeinsam mit seinem älteren Bruder Dieric Bouts d. J. übernahm Albrecht das Erbe des Vaters. Eine eindeutige Trennung zwischen dem Werk des Vaters und dem seiner Söhne ist in einigen Fällen nicht möglich.1 Die Zuschreibungen der Arbeiten von Albrecht basieren vorrangig auf einem Triptychon mit der Maria Himmelfahrt in Brüssel, auf dem sich auf dem rechten Seitenflügel ein durch ein Wappen verifiziertes Selbstbildnis befindet – nämlich ein Stifterbild samt Gattin. Dieses wurde von Hulin de Loo bereits 1902 identifiziert.2 Das Wappen, das von einem Engel oberhalb des Paares gehalten wird, gilt als eine Variante des Emblems der Malergilde von Löwen. Neben drei Wappenschilden (Zeichen der Malerzunft) zeigt es zwei Armbrustpfeile, die mit einem goldenen „a“ gekrönt sind. Letzteres wird als Hinweis auf den Namen des Malers interpretiert: Bouts entspricht der flämischen Bezeichnung für Armbrustpfeil, der Buchstabe „a“ weise auf Albrecht.3 Das Stifterbild, das von der Mehrheit der ForscherInnen als Selbstdarstellung akzeptiert ist, wird vielfach zu physiognomischen Vergleichen herangezogen und dient als Grundlage weiterführender Identifizierungen.4
Dubois und Slachemuyders verweisen zudem auf ein weiteres Figurenpaar auf der Mitteltafel des Triptychons. Nach einer Detailbetrachtung der von Johannes dem Evangelisten angeführten Prozession, der den Leichnam Marias zu Grabe trägt (im rechten Mittelgrund der Tafel), meinen die AutorInnen am Ende zwei zeitgenössische Figuren zu erkennen, die den Stifterfiguren des Seitenflügels entsprechen sollen. Während eine Frau die gleiche Kleidung wie die Stifterin trage, sei die Ähnlichkeit der männlichen Figur allerdings weniger überzeugend („much less convincing“).5 Da die AutorInnen ihre These zur männlichen Figur selbst relativieren, wird von der Anlage eines separaten Katalogeintrags für die Mitteltafel abgesehen. Bei diesem Bildnis kann nicht von einer weiteren Selbstdarstellung ausgegangen werden, es könnte sich allenfalls um eine kryptomorphe Inszenierung handeln.
Henderiks thematisiert zudem eine mit der Selbstdarstellung identische Figur in einer Kopie des Triptychons, hält diese aber – aufgrund der abweichenden malerischen Technik – für ein Porträt Albrechts durch ein Werkstattmitglied.6 Es handelt sich dabei um die vierte Figur von links in weißer Kleidung, die nach links blickt.7
Sämtliche Thesen zu Bildnissen im Triptychon zur Himmelfahrt Mariens (oder seiner Kopie) beziehen sich nicht auf assistierende Selbstporträts im engeren Sinn, weshalb das Retabel keine weiterführende Bearbeitung in der Datenbank erfährt.
Dasselbe gilt für das von Henderiks entdeckte autonome Selbstporträt des Malers in Sibiu8sowie für zwei mutmaßliche Selbstinszenierungen, die ins 16. Jahrhundert datieren. Dabei handelt es sich um zwei Protagonisten im Gemälde Abendmahl:9 Zum einen ist die stehende Figur im linken Bereich als mögliches Selbstporträt in Assistenz vorgeschlagen, zum anderen steht der erste sitzende Apostel links in Verdacht, ein Rollenporträt von Bouts zu sein.10 Albrechts Abendmahl gilt als Interpretation des Abendmahl-Altars von Dieric Bouts d. Ä., in dem Albrecht porträtiert sein dürfte.11 Im Kontext der Selbstporträtforschung wird zudem eine Kreuzigung12 in Paris als möglicherweise von Albrecht Bouts geschaffenes Gemälde thematisiert, das ursprünglich Goossen van der Weyden, dem Sohn von Pieter van der Weyden zugeschrieben war.13
Der einzige Katalogeintrag innerhalb der Datenbank zu Albrecht Bouts betrifft sein Gemälde Jesus im Haus des Pharisäers Simon.
Verweise
Buijsen 2021. Vgl. weiterführend den Vortext zu Dieric Bouts d. Ä.. Zur Vita von Albrecht Bouts vgl. u. a. Slachmuylders 2001; umfassend zu Albrecht Bouts vgl. u. a. Henderiks 2011; Stroo u. a. 2001, 131–238 (diverse Beiträge).↩︎
Albrecht Bouts, Triptychon zur Himmelfahrt Mariens (Detail: Stifterbild), um 1495–1500, Brüssel, Musées Royaux des Beaux-Arts de Belgique. Zum Gemälde vgl. u. a. Dubois 2001.↩︎
Hulin de Loo stellte 1902 den Zusammenhang zwischen dem Porträt und dem Wappen her, das über die eingefügte Initiale „a“ Albrecht Bouts ohne Zweifel kennzeichne, und identifizierte so das Selbstbildnis. Albrecht habe den Buchstaben vermutlich angebracht, so der Autor, um sich von seinem Vater Dieric Bouts abzugrenzen. Ihm zur Seite sei seine zweiten Ehefrau Elisabeth von Nausnydere dargestellt. Zur Erstidentifikation des Stifterbildnisses vgl. Hulin de Loo 1902a, 9f; Hulin de Loo 1902b, XIX–XXI. Zum Selbstbildnis und zum Wappen vgl. weiterführend u. a. Birnfeld 2009, 61 (Anm. 184); Dechamps/Verougstraete/Schoute 1994, 563; Dubois/Slachmuylders 2001b, 147, 149; Friedländer 1925, 65f, 117; Henderiks 2011, 30f, 45–47; Michel 2013, 470f; Slachmuylders 2001, 132; Staring 1947, bes. 183, 188. Weitgehend uneinig ist sich die Forschung darüber, ob das Wappen als Urhebernachweis von Albrecht Bouts in seinem Oeuvre noch an anderen Stellen vorkommt. Teils herrscht die Meinung, dass es auch im Hintergrund im Fenster der Verkündigung in München (gegen 1500, Alte Pinakothek) und der gespiegelten Variante des Gemäldes in Berlin (1480, Gemäldegalerie) auszumachen sei. Vgl. u. a. Burg 2007, 398; Slachmuylders 2001, 132.↩︎
Dies entspricht einem üblichen Procedere, vgl. etwa die Selbstbildnisse als Stifter von Friedrich Herlin oder Gerard David, die ebenfalls in den jeweiligen Einführungstexten behandelt sind.↩︎
Vgl. Dubois/Slachmuylders 2001b, 147.↩︎
Vgl. Henderiks 2011, 180f.↩︎
Albrecht Bouts, Himmelfahrt Mariens, um 1500–10, Brüssel, Musées royaux des Beaux-Arts de Belgique.↩︎
Albrecht Bouts, Selbstporträt, um 1525–30, Sibiu, Muzeul Naţional Brukenthal. Zur Erstthematisierung vgl. Henderiks 2011, 418–421. Zum Selbstporträt weiterführend vgl. u. a. Henderiks 2016; Henderiks 2018; Michel 2013, 470f. Zu einer Rogier van der Weyden bezeichnenden Inschrift aus dem 17. Jahrhundert auf der Rückseite sowie der frühen, mittlerweile revidierten These, es könne sich um eine Selbstdarstellung von Rogier van der Weyden handeln, vgl. u. a. Kauffmann 1916, 25f (Anm. 31); Panofsky 1955, 397; Voll 1906, 80.↩︎
Zur Erstidentifikation des möglichen Selbstporträts in Gestalt der stehenden Figur vgl. Hulin de Loo 1902b, XXII. Zu Thesen zu den beiden mutmaßlichen Selbstinszenierungen vgl. weiterführend Depré 1998, 444; Dubois/Slachmuylders 2001a, 211f; Henderiks 2011, 180f; Staring 1947, 186.↩︎
Vgl. weiterführend den Katalogeintrag zum Abendmahl-Altar von Dieric Bouts.↩︎
Albrecht Bouts, Kreuzigung, um 1501–10, Paris, Musée Marmottan.↩︎
Die zwischenzeitlich widerlegte These betraf die Figur eines Soldaten links des Kreuzes (vermutlich die zweite Figur von links). Zur Geschichte der Zuschreibungen der Tafel und zur irrtümlichen Zuweisung des Selbstporträts durch Lefuel 1934, 22f vgl. Henderiks 2011, 122.↩︎
Zugehörige Objekte
Literatur
Zitiervorschlag:
Krabichler, Elisabeth: Bouts, Albrecht (Künstler), in: Metapictor, http://explore-research.uibk.ac.at/arts/metapictor/kuenstler/bouts-albrecht/ (05.12.2025).