Campin, Robert
Bildrechte
| Weitere Namen: | Robiert Campin; Robert Canfin; Robert Canpin; Robert Campain; Robert van der Kampine; Robert Campin of Tournai; Meister (von) Flémalle; Maître de Flémalle; Master of Flemalle; Meester van Flémalle |
| Geburt: | um 1375 in Valenciennes (vermutet) |
| Tod: | 1444 in Tournai |
| Lexika: | AKL | GND |
Die Identifizierung des Meisters von Flémalle mit Robert Campin ist ein vieldiskutiertes und kontroverses Thema.1 Die Analysen in der Datenbank Metapictor konzentrieren sich auf die Erfassung und Diskussion potenzieller Selbstdarstellungen, weshalb eine vertiefte Auseinandersetzung mit der Identität des Malers den Rahmen der Untersuchungen sprengen würde. In Metapictor werden der Meister von Flémalle und Robert Campin synonym behandelt.
Eine vergleichbare Problematik ergibt sich im Zusammenhang mit den umstrittenen Zuschreibungen der Stifterflügel des Merode-Altars, der in den Fokus der Selbstporträtforschung gerückt ist, sowie des Werl-Altars, eines Triptychons mit verlorenem Mittelteil, für den ebenfalls ein potenzielles Selbstporträt zur Diskussion steht.2 Diese möglichen Selbstdarstellungen werden – ungeachtet abweichender Zuschreibungen – im Kontext des Meister von Flémalle/Robert Campin diskutiert: Beim Merode-Altar handelt es sich um einen männlichen Protagonisten im Hintergrund, während im Werl-Altar eine gespiegelte Figur in einem Rundspiegel erscheint, der als Rezeption des Spiegels im Arnolfini-Bildnis interpretiert wird. Beide Figuren weisen Schwellencharakter auf, der eine Verbindung zwischen den Bildräumen und der Lebensrealität der Betrachtenden herstellt. Dennoch kann in keinem der Fälle eine Selbstdarstellung bestätigt werden.
Ein weiteres Beispiel für eine Spiegelung im Werk des Malers findet sich Londoner Porträt einer Dame.3 Hier wird eine Reflexion auf dem Ring der Dargestellten thematisiert, die als mutmaßliches Selbstporträt des Künstlers interpretiert wurde. Diese nur vier Millimeter große Spiegelung, die von Mirko Gutjahr (Landesmuseum für Vorgeschichte in Halle) entdeckt und als „Mann mit rotem Turban“ beschrieben wurde, hat mediale Aufmerksamkeit erregt. Die These, die auch das Resultat einer optischen Täuschung sein könnte, wurde kaum rezipiert und wird auch im vorliegenden Rahmen nicht weiterverfolgt.4
Im Zusammenhang mit Spiegeln ist zudem die Lukas-Madonna zu nennen – ein Sujet, das Rogier van der Weyden in den Niederlanden entwickelte. Campin gilt als Schöpfer des Prototyps der Variante dieses Bildthemas mit integriertem Spiegel.5 Sein Gemälde ist nicht erhalten, jedoch über Kopien von Colijn de Coter6 und Derick Baegert7 überliefert.8 Darstellungen des hl. Lukas, der die Madonna malt oder zeichnet werden im vorliegenden Kontext als Varianten autonomer Bildnisse betrachtet und nicht näher analysiert.
Zwei weitere Gemälde, die teilweise Robert Campin zugeschrieben werden, werden von Catherine Schaller im Rahmen ihrer Thesen zu Mehrfachdarstellungen von Künstlern (u. a. Hans Fries) sowie zu integrierten Ehebildnissen behandelt. Schaller argumentiert, dass diese Werke als Inspiration für die von ihr untersuchten Sujets dienten. Zum einen handelt es sich um eine verlorene, über eine Kopie in der Berliner Gemäldegalerie überlieferte und in ihrer ursprünglichen Zuschreibung umstrittene Anbetung der Könige.9 Dieses Werk soll die Grundlage für doppelte Selbstdarstellungen in der Rolle heiliger Könige gebildet haben.10 Zum anderen wird eine Kreuzabnahme Campins, die ebenfalls nur in Reproduktion erhalten ist,11 als mögliche Vorlage für Derick Baegerts Selbstdarstellung mit Gattin in der Dortmunder Kreuzigung betrachtet.12 Da die Originale in beiden Fällen nicht erhalten sind, werden auch diese Thesen hier nicht weiter vertieft.
Verweise
Zur Problematik der Identifikation des Malers vgl. u. a. Campbell 2009; Kemperdick 2006; Kemperdick 2012, bes. 64–71; Kemperdick/Sander 2008.↩︎
Vgl. weiterführend die Beiträge zu den beiden Gemälden in der Datenbank.↩︎
Robert Campin, Porträt einer Dame (Teil von: Porträt eines Mannes und einer Frau), um 1435, The National Gallery, London. Aus der Literatur zum Gemälde, das als Gegenstück des Bildnisses eines Mannes gilt, vgl. u. a. Campbell 1996, 123–127; Campbell 1998, 72–79; Châtelet 1996, 302f; Davies 1972, 115f; Friedländer 1924, 109; Kemperdick 1997, 119; Kruse 1994, 171f; Thürlemann 2002, 265f. Im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts wurde das Doppelporträt von Georg von Dillis, der es für die Münchener Galerie ankaufen wollte, irrtümlich als Selbstporträt von Quentin Massys und Porträt seiner Gattin beschrieben, vgl. Messerer 1966, 711, zitiert nach Campbell 1996, 123, 134 (Anm. 2). Einer singulären These van Calsters zufolge, handelt es sich beim Londoner Doppelporträt um Rogier van der Weyden und seine Gattin, vgl. Calster 2003, 489–492.↩︎
Vgl. u. a. Baier 2008; Bartetzko 2008; Vahland 2010; Ziegler 2008.↩︎
Vgl. u. a. Yiu 2005, 202, 478; zu Zweifeln an dieser These vgl. u. a. Châtelet 1999, 17.↩︎
Colijn de Coter, Der hl. Lukas malt die Madonna, um 1490, Vieure, Église Saint André. Zum Gemälde vgl. u. a. Borchert 2010.↩︎
Derick Baegert, Der hl. Lukas malt die Madonna, um 1480–85, Münster, Westfälisches Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte. Vgl. weiterführend den Einführungstext zu Derick Baegert.↩︎
Zu Bedeutungsebenen des Spiegels im Motiv der Lukas-Madonna vgl. u. a. Scheel 2014, 357–362.↩︎
Anonym, Anbetung der Könige, 1510, Berlin, Staatliche Museen – Gemäldegalerie. Das Gemälde gilt als Reproduktion einer verlorengegangenen Tafel von Jaques Daret die zunächst Robert Campin zugeschrieben war.↩︎
Schaller 2021, 52, 52 (Anm. 169), 138.↩︎
Werkstatt des Meisters der Legende der hl. Ursula (Kopie nach Robert Campin), Kreuzabnahme, 1475–1500, Liverpool, National Museum, Walker Art Gallery.↩︎
Schaller 2021, 73, 73 (Anm. 239). Zur These einer möglichen Selbstdarstellung in der Figur eines Helfers in der verlorenen Kreuzabnahme vgl. zudem Châtelet 1999, 17.↩︎
Zugehörige Objekte
Literatur
Zitiervorschlag:
Krabichler, Elisabeth: Campin, Robert (Künstler), in: Metapictor, http://explore-research.uibk.ac.at/arts/metapictor/kuenstler/campin-robert/ (05.12.2025).