Eyck, Hubert van

Bildrechte
Weitere Namen:Hubert von Eyck; Hubertus van Eyck; Hubert van Eijck; Lubrecht van Eyck; Hubrecht van Eyck
Geburt: um 1366 bis 1370
Tod: 1426 in Gent
Lexika: AKL | GND

Hubert van Eyck – ein rätselhafter Maler

Zu den wenigen gesicherten Informationen über Hubert van Eyck, der erstmals von Waagen1 gemeinsam mit seinem Bruder Jan van Eyck monografisch erfasst wurde, zählt, dass er 1425 von der Stadt Gent eine Zahlung für zwei Entwurfszeichnungen eines Gemäldes erhielt, 1426 in seiner Genter Werkstatt zwei Gehilfen beschäftigte und im selben Jahr für Robrecht Poortier ein Altarbild anfertigte. Als einziges erhaltenes Werk Huberts gilt der Genter Altar, an dessen Ausführung er beteiligt war, was die Widmungsinschrift am Rahmen des Altars belegt.

Wie im Fall von Jan van Eyck führte die Ode von Lucas de Heere Lof en prijs der vvercs (1565), ein Lobesgedicht auf den Genter Altar, zu einer langen Rezeption und zu Diskussionen um mögliche Bildnisse. In der Tafel der Gerechten Ritter thematisiert de Heere Porträts der Brüder van Eyck, was auch Verwirrung auslöste. Je nach Lesart der Verse von de Heere kommen zwei Figuren als Porträts von Hubert in Frage: der Mann links des mutmaßlichen Selbstporträts Jans2 und der Reiter an der vordersten Bildkante.3 Letzteres Bildnis veröffentlichte etwa Dominicus Lampsonius als Porträt von Hubert an erster Stelle in seiner Sammlung berühmter Künstler Pictorum aliquot insignium Germaniae inferioris effigies (1572)4 und ist auch diesem Beitrag als mutmaßliches Porträt beigefügt.5 Vereinzelt wurde wenig differenziert festgehalten, dass sich das Brüderpaar ein weiteres Mal im Genter Altar einfinde, und zwar im zentralen Bild Die Anbetung des Lammes und der Quell des Lebens, wo sie im Gefolge des Klerus dargestellt sein sollen.6 Die Thesen zu möglichen Bildnissen von Hubert im Genter Altar werden im vorliegenden Rahmen nicht weiterverfolgt.

Auch in anderen Werken Jan van Eycks wurden Darstellungen als mutmaßliche Selbstporträts von Hubert zum Thema gemacht. Dazu zählt eine Rückenfigur in der Rolin-Madonna, wie im entsprechenden Katalogeintrag ausgeführt ist, ebenso wie ein auffälliges Bildnis in der Kreuzigung in New York7 und ein weiteres im Lebensbrunnen in Madrid,8 einer Arbeit aus der Werkstatt Jan van Eycks. In der älteren Literatur finden sich zudem Hinweise auf eine Darstellung Huberts in der Anbetung der Könige von Gerard David, die auf eine zwischenzeitlich revidierte Zuweisung des Gemäldes an Jan und Hubert van Eyck zurückzuführen sind.9 Darüber hinaus wurde das autonom Bildnis eines Mannes mit Nelke in Berlin, das inzwischen auf um 1520 datiert und als Werk eines Nachfolgers von Jan van Eyck bzw. als Kopie angesehen wird, als mögliches Selbstporträt von Hubert van Eyck diskutiert.10

Hubert van Eyck starb am 18. September 1426 in Gent und wurde, wie der Nürnberger Humanist Hieronymus Münzer (1495) berichtet, in der dortigen Johanneskirche bestattet. Der Chronist Marcus van Vaernewijck11 überliefert den Todestag des Malers, in dem er eine Abschrift der Grabplatte anfertigte (1568),12 die heute nicht mehr lesbar ist.

Verweise

  1. Waagen 1822.↩︎

  2. Vgl. Kemperdick 2014, 51–55, bes. 55.↩︎

  3. Vgl. Cavalcaselle/Crowe 1875, 55; Conway 1887, 131; Hotho 1858, 112; Ring 1913, 102.↩︎

  4. Lampsonius 1572; zu Detailinformationen zum Genter-Altar (u. a. zur Rahmeninschrift samt Diskussion um deren Identität, Ode von Lucas de Heere samt Hinweisen zu Künstlerbildern) vgl. den zusammenfassenden Text zum Genter Altar.↩︎

  5. Vgl. weiterführend den Katalogbeitrag zur Tafel der Gerechten Ritter.↩︎

  6. Vgl. Ainsworth 1998, 81; Châtelet 1999, 17; Dhanens 1985, 12; Hotho 1858, 112, 117. Zu Details der Forschungsmeinungen zum möglichen Porträt Huberts in der Tafel Die Anbetung des Lammes und der Quell des Lebens vgl. den zusammenfassenden Text zum Genter Altar.↩︎

  7. Jan van Eyck, Kreuzigung Christi (Teil des New Yorker Diptychon), ca. 1436–38, New York, Metropolitan Museum of Art.↩︎

  8. Jan van Eyck (Werkstatt), Der Lebensbrunnen, 1440–50, Madrid, Museo del Prado.↩︎

  9. Zu Thesen zu möglichen integrierten Porträts von Hubert van Eyck vgl. den Einleitungstext zu Jan van Eyck.↩︎

  10. Unbekannter Künstler (Kopie nach Jan van Eyck), Der Mann mit Nelke, um 1520, Berlin, Staatliche Museen – Preußischer Kulturbesitz, Gemäldegalerie. Zu Thesen zum Selbstporträt Huberts im Mann mit Nelke vgl. u. a. Hall 1963, 96; Schenk 1949, 13; zu einer Ablehnung der These vgl. Faggin 1968, 94.↩︎

  11. Vaernewijck 1568.↩︎

  12. Vgl. Kruse 1994, 144 mit weiterführenden Literaturangaben.↩︎

Literatur

Ainsworth, Maryan Wynn: Gerard David. Purity of Vision in an Age of Transition, Amsterdam 1998.
Cavalcaselle, Giovanni Battista/Crowe, Joseph Archer: Geschichte der altniederländischen Malerei, Leipzig 1875.
Châtelet, Albert: Rogier van der Weyden. Rogier de le Pasture, Mailand 1999.
Conway, William Martin Sir: Early Flemish Artists and their Predecessors on the Lower Rhine, London 1887.
Dhanens, Elisabeth: Het Monforte-retabel van Hugo van der Goes, in: Mededelingen van de Koninklijke Academie voor Wetenschappen, 46. Jg. 1985, H. 1, 1–23.
Faggin, Giorgio T.: L'opera completa dei Van Eyck (17, Classici dell'arte), Mailand 1968.
Hall, H. van: Portretten van Nederlandse beeldende kunstenaars. Repertorium. Portraits of Dutch Painters and Other Artists of the Low Countries, Amsterdam 1963.
Hotho, Heinrich Gustav: Die Malerschule Huberts Van Eyck. Nebst deutschen Vorgängern und Zeitgenossen (Die flandrische Malerei des fünfzehnten Jahrhunderts, 2), Berlin 1858.
Kemperdick, Stephan: Die Geschichte des Genter Altars, in: Kemperdick, Stephan (Hg.): Der Genter Altar der Brüder van Eyck. Geschichte und Würdigung (Ausstellungskatalog, Berlin, 4.9.2014–29.3.2015), Petersberg 2014, 8–69.
Kruse, Christiane: Dokumentation. Jan van Eyck, in: Belting, Hans/Kruse, Christiane (Hg.): Die Erfindung des Gemäldes. Das erste Jahrhundert der niederländischen Malerei, München 1994, 139–162.
Lampsonius, Dominicus: Pictorum aliquot insignium Germaniae inferioris effigies, 1572, https://play.google.com/books/reader?id=hGxOAAAAcAAJ&hl=de&pg=GBS.PP1 (03.04.2021).
Ring, Grete: Beiträge zur Geschichte der niederländischen Bildnismalerei im 15. und 16. Jahrhundert (Beiträge zur Kunstgeschichte, N. F. 40), Leipzig 1913.
Schenk, Eberhard: Selbstbildnisse von Hubert und Jan van Eyck, in: Zeitschrift für Kunst. Vierteljahreshefte für künstlerische Gestaltung, Malerei, Plastik, Architektur, Kunsthandwerk, 3. Jg. 1949, H. 1, 4–17.
Vaernewijck, Marcus van: Den Spieghel der Nederlandischer audheyt, Gent 1568.
Waagen, Gustav Friedrich: Ueber Hubert und Johann van Eyck, Breslau 1822.

Zitiervorschlag:

Krabichler, Elisabeth: Eyck, Hubert van (Künstler), in: Metapictor, http://explore-research.uibk.ac.at/arts/metapictor/kuenstler/eyck-hubert-van/ (05.12.2025).