Forlì, Melozzo da

Bildrechte
Weitere Namen:Melozzo degli Ambrosi; Melozzo degli Ambrogi; Michelozzo degli Ambrogi; Melozzo Da Forlì; Marchus de Melotiis; Melotius de Ambroxiis
Geburt: 1438 in Forlì
Tod: 1494 in Forlì
Lexika: AKL | GND

Der aus Forlì stammende Künstler Melozzo ist vor allem durch sein Wirken in Rom bekannt und gilt als einer der Hauptvertreter der Renaissance-Malerei des 15. Jahrhunderts. Er schuf Werke für Papst Sixtus IV. und ging als „pictor papalis“ in die Kunstgeschichte ein.1 Auf seinem berühmten Fresko für die päpstliche Bibliothek mit den Bildnissen Papst Sixtus‘ IV., seiner Nipoten und des Bibliothekars Platina erweist er sich als begabter Porträtist. Selbstbildnisse sind hingegen nur wenige in der Forschung thematisiert, das bekannteste vermutet man in der Szene Einzug in Jerusalem der Sagrestia di San Marco in der Basilika vom Heiligen Haus in Loreto und dieses wird in einem Katalogbeitrag behandelt.

Eine Zeichnung eines bartlosen Mannes mit barettartiger Kopfbedeckung, die sich heute im Kupferstichkabinett der Staatlichen Museen zu Berlin befindet, wurde auf der Rückseite als Selbstbildnis Melozzos bezeichnet: „Il ritratto di Marco Melozzo da Forll pitt. fatto da lui med.o”.2 Die Urheberschaft Melozzos ist aber nicht gesichert und auch die Inschrift wurde erst in späteren Jahrhunderten hinzugefügt.3 Aufgrund der Kopfbedeckung und der Art der Darstellung vermutet Lànyi ein Porträt Melozzos. Er geht auch von einer Urheberschaft des Malers und daher von der Richtigkeit der späteren Inschrift aus.4

Die Büste eines ebenfalls bartlosen Mannes in Dreiviertel-Ansicht auf einer Fliese von 1513 aus der inzwischen zerstörten Cappella dei Lombardini in Forlì, die heute im Victoria and Albert Museum aufbewahrt wird, wird durch die Inschrift als „Melotius Pitor“ gekennzeichnet.5 Es zeigt ein sehr idealisiertes Bildnis eines eher jung wirkenden Mannes mit längerem Haupthaar. Individuelle Züge sind nur schwer auszumachen, was auch der Technik der Keramikmalerei geschuldet sein könnte. In Bezug auf die Authentizität der Gesichtszüge stellt sich die Frage, ob der Künstler Melozzo noch gekannt haben dürfte.6

Die Londoner Darstellung soll Ähnlichkeiten zur Figur mit dem Zirkel im Jakobszyklus der Cappella Feo in der Kirche S. Biagio in Forlì aufweisen, die ebenfalls als Porträt Melozzos interpretiert wurde. Die Fresken entstanden zwischen 1493-1495 und waren eine Gemeinschaftsarbeit Melozzos und Palmezzanos, wobei heute Melozzo als Schöpfer des Lünettenbildes mit dem Hühnerwunder des hl. Jakobus betrachtet wird, während das Wandbild darunter seinem Schüler zugeschrieben wird. Dieses zeigt in strenger Zentralperspektive die Marter des hl. Jakobus und trägt die Signatur des Künstlers auf einem Cartellino. Die Figuren der Dreiergruppe am linken Bildrand tragen porträthafte Züge und wurden mit verschiedenen historischen Persönlichkeiten identifiziert. Je nach Zuschreibung wird die mittlere Figur mit dem Zirkel in der Hand auch als Selbstporträt Palmezzanos gedeutet, der mit diesem Instrument auf seine Fähigkeiten bei der Konstruktion der Zentralperspektive anspielen soll. Reggiani, der die Fresken im 19. Jahrhundert restaurierte und nachzeichnete, vermutete wiederum, dass Palmezzano sich selbst in der jugendlichen Figur am linken Bildrand und seinen Lehrer Melozzo in der bärtigen Figur rechts des Zirkelträgers porträtiert haben soll.7 Lehrer und Schüler sind laut Reggiani auch auf dem Lünettenbild mit dem Hühnerwunder abgebildet, und zwar in den beiden Figuren oberhalb der Treppe auf der rechten Seite. Auch hier steht ein älterer Mann mit Bart neben einem jüngeren.8 Die Kapelle mit ihren Wandmalereien wurde im Zweiten Weltkrieg völlig zerstört, somit wurde auf Katalogbeiträge zu diesen Werken verzichtet.

Verweise

  1. 1989, 11.↩︎

  2. Melozzo da Forlì, Bildnis eines Mannes mit Kappe (Selbstporträt des Künstlers?), 1475–80, Kupferstichkabinett Staatliche Museen zu Berlin.↩︎

  3. Grigioni 1956, 33f.↩︎

  4. Lányi 1938, 99–101.↩︎

  5. Grigioni 1956, 33. Unbekannter Meister, Tonfliese (zinnglasiert), 1513–23, Inschrift „MELOTIUS PITOR“, Victoria and Albert Museum, London.↩︎

  6. Buscaroli 1938, 111 (Anm. 1). Buscaroli geht noch von einer Urheberschaft Pietro und Dionisio Bertinoris aus.↩︎

  7. Zitiert bei Togni 2005, 342.↩︎

  8. Zitiert bei Cavalcaselle/Crowe 1898, 324.↩︎

Zugehörige Objekte

Literatur

Buscaroli, Rezio: Melozzo da Forlì. Nei documenti nelle testimonianze dei contemporanei e nella bibliografica (Architettura, pittura, scultura, 3), Rom 1938.
Cavalcaselle, Giovanni Battista/Crowe, Joseph Archer: Storia della pittura in Italia. Dal secolo II al secolo XVI. 8. Benozzo Gozzoli e suoi discepoli, Florenz 1898.
Clark, Nicholas: Melozzo da Forlì. Pictor papalis, Florenz 1989.
Grigioni, Carlo: Marco Palmezzano. Pittore forlivese, nella vita, nelle opere, nell'arte, Faenza 1956.
Lányi, Jenö: Un autoritratto di Melozzo da Forli, in: Critica d'arte, 3. Jg. 1938, 97–103.
Togni, Serena: Anonimo del secolo XVI. 58. Ritratto di Marco Palmezzano, in: Paolucci, Antonio (Hg.): Marco Palmezzano. Il Rinascimento nelle Romagne (Ausstellungskatalog, Forlì, 04.10.2005–30.04.2006) 2005, 342–343.

Zitiervorschlag:

Rupfle, Harald: Forlì, Melozzo da (Künstler), in: Metapictor, http://explore-research.uibk.ac.at/arts/metapictor/kuenstler/forli-melozzo-da/ (05.12.2025).