Fra Bartolommeo
Bildrechte
| Weitere Namen: | Bartolommeo della Porta; Baccio della Porta; Bartolomeo di Paolo; Fra Bartolomeo; Bartolomeo della Porta; Bartolomeo di Paolo; Baccio di Paolo; Baccio di Paolo del Fattorino; Bartolommeo Pagholo del Fattorino; Bartolommeo di Pagholo; Bartolommeo di San Marco; Paolo di Jacopo del Fattorino |
| Geburt: | 1472 in Florenz |
| Tod: | 1517 |
| Lexika: | AKL | GND |
Bartolommeo Domenico oder Baccio della Porta galt nach dem Weggang Leonardo da Vincis, Michelangelos und Raffaels als bedeutendster Maler im Florenz der Hochrenaissance. Durch den Einfluss des Predigers Girolamo Savonarola trat er in den Dominikanerorden ein.1 Nach einer Pause im künstlerischen Schaffen nahm er seine Tätigkeit als Maler wieder auf. Mit dem Künstlerkollegen Mariotto Albertinelli war er zeitlebens freundschaftlich verbunden.2 Zu seinen bekanntesten Werken zählt neben dem Jüngsten Gericht und der Darstellung der Anna Selbdritt auf der Pala del Gran Consiglio – die er beide nicht vollendete – vor allem das Porträt Savonarolas.3
Eine Zeichnung von 1510, welche heute in München aufbewahrt wird, gilt gemeinhin als authentisches Selbstporträt des Künstlers und vermittelt somit eine ziemlich genaue Vorstellung seines Aussehens.4 Aufgrund von Ähnlichkeiten zu eben dieser Zeichnung wurden einige integrierte Selbstbildnisse in seinem Werk vermutet. Die meisten entstanden jedoch nach 1500 und befinden sich somit außerhalb des in der Datenbank behandelten Zeitraums. So diente das Münchner Selbstbildnis in idealisierter Form als Vorlage für die Figur des Josef auf dem Tondo Visconti-Venosta von 1510.5 Es stellt sich in diesem Fall die Frage, ob Bartolommeo sein eigenes Porträt nur als Modell für eine Figur genommen hat oder ob er sich in der Rolle des hl. Josef bewusst selbst darstellen wollte. Ein weiteres Selbstbildnis im narrativen Kontext eines figurenreichen Gemäldes, für welches die Münchner Zeichnung als Vorlage gedient haben dürfte, wird auf der Tafel der Madonna della Misericordia von 1515 vermutet, die sich heute in Lucca befindet.6
Durch physiognomische Parallelen zur Münchner Zeichnung werden weitere Studienporträts als Selbstbildnisse identifiziert. So erkennt Fischer in einer Zeichnung der Uffizien ein Porträt des Künstlers.7 Gabelentz sieht in diesem Kopf der Uffizien jedoch eine Vorstudie für einen knieenden Mönch der Pala del Gran Consiglio.8 Er selbst vermutet ein weiteres Selbstbildnis in einer Mönchsstudie aus der ehemaligen großherzoglichen Sammlung in Weimar.9 Auch Zeichnungen Bartolommeos, die gänzlich anderen Physiognomien entsprechen, wurden bisweilen als Selbstbildnisse identifiziert, so die Kopfstudien zu Evangelisten in Rotterdam.10
Vasari berichtet in seinen Viten von einem Selbstporträt des Künstlers, „das er mit einem Spiegel ausführte“ 11. Dieses befinde sich auf einer Altartafel mit der Darstellung der Anna Selbdritt, die 1510 von der Stadt Florenz für den Saal des Großen Rates der Signoria von Florenz in Auftrag gegeben wurde und die daher auch mit Pala della Signoria bzw. Pala del Gran Consiglio betitelt wird.12 Fra Bartolommeo arbeitete bis zu seinem Tod an dem Gemälde, hat es jedoch unvollendet hinterlassen. Die sorgfältige Untermalung hat sich gut erhalten und wird heute im Refektorium von San Marco in Florenz ausgestellt. Die Ikonographie einer „Sacra Conversazione“, welche Heilige des Dominikanerordens zusammen mit Stadtpatronen von Florenz in trautem Gespräch zeigt, hatte den Zweck, die Versöhnungspolitik des Klosters San Marco mit den staatlichen Autoritäten zu bekunden.13 Die zweite Figur von links stellt einen Dominikanermönch dar, der aus dem Bild blickt. Sie wird gemeinhin mit dem von Vasari erwähnten Selbstbildnis identifiziert.14 Als Argument hierfür dient neben dem Blick aus dem Bild, der auf die Ausführung mittels eines Spiegels hinweist, vor allem auch die Ähnlichkeit zur Münchner Porträtzeichnung.15 Das Bildnis der Pala del Gran Consiglio diente dann Vasari als Vorlage für ein Porträt in den Viten, allerdings wird es dort seitenverkehrt abgedruckt.16 Dieses diente wiederum späteren Künstlern als Vorlage, so Giovanni Ferretti, der das Frontispiz für das Album M der Rotterdamer Zeichnungen mit einem Porträt Fra Bartolommeos zierte.17
Vasari widmet sich in der Lebensbeschreibung Fra Bartolommeos besonders ausführlich dem Wandbild des Jüngsten Gericht in S. Maria Nuova. Er erwähnt einige Porträts auf dem figurenreichen Werk, darunter ein Selbstbildnis Albertinellis und ein Portät Fra Angelicos in der unteren Zone.18 Von Holst geht davon aus, dass sich Fra Bartolommeo in einem der Apostel der oberen Zone selbst dargestellt hat.
Verweise
Etwa bei Elen 2019, 237.↩︎
Holst 1974, 273.↩︎
Elen 2019, 238.↩︎
Gabelentz 1922, 139. Fra Bartolomeo, Selbstbildnis, um 1508–17, München, Staatliche Graphische Sammlung, Inv.-Nr. 2167 Z.↩︎
Fischer 1990a, 170. Fra Bartolomeo, Heilige Familie oder Tondo Visconti-Venosta, 1510, Mailand, Museo Poldi Pezzoli.↩︎
Madonna della Misericordia, 1515, Lucca, Museo Nazionale di Villa Guinigi, Elen 2019, 246.↩︎
Fischer 1986, 111; Gabelentz 1922. Fra Bartolomeo, Selbstbildnis, Florenz, Uffizien, n. 488 E.↩︎
Gabelentz 1922, 76.↩︎
Ebd., 299. Fra Bartolomeo, Lebensgroßer Kopf eines Mönchs, Weimar, Großherzogliches Schloss, um 1512.↩︎
Fischer 1990b, 340f; Fischer 1990c, 23. Kopf-, Hand- und Fußstudien zu den hl. Johannes und Matthäus, Rotterdam, Museum Boymans-van Beuningen, Vol. N 130.↩︎
Vasari/Irlenbusch/Lorini 2008, 62.↩︎
Scapecchi 1996, 23. Pala del Gran Consiglio, 1510, Florenz, Museo Nazionale di San Marco.↩︎
Assonitis 2019, 38.↩︎
„Dov’è il ritratto d’esso Fra Bartolommeo fattosi in uno specchio“, zitiert bei Gabelentz 1922, 160.↩︎
Elen 2019, 246; Gabelentz 1922, 160.↩︎
Prinz 1966, 111. Giorgio Vasari, Porträt des Fra Bartolomeo, 2. Auflage der Viten, 1558.↩︎
Fischer 1990c, 18.↩︎
Vasari/Irlenbusch/Lorini 2008, 48.↩︎
Zugehörige Objekte
Literatur
Zitiervorschlag:
Rupfle, Harald: Fra Bartolommeo (Künstler), in: Metapictor, http://explore-research.uibk.ac.at/arts/metapictor/kuenstler/fra-bartolommeo/ (05.12.2025).