Masolino
Bildrechte
| Weitere Namen: | Masolino da Panicale; Tommaso di Cristoforo Fini Masolino; Tommaso di Cristofano Fini; Tommaso di Cristoforo Fini; Tommaso di Cristoforo Fino |
| Geburt: | um 1383 bis 1384 in Panicale di Valdarno |
| Tod: | 1440 bis 1447 in Florenz |
| Lexika: | AKL | GND |
| Anmerkungen: | Die Lebensdaten, Geburts- und Sterbeort Masolinos sind bis heute ungewiss, die Angaben hier orientieren sich an Posselt. Joannides scheint es wahrscheinlich, dass Masolino 1440 in Florenz starb. Im AKL-Eintrag ist das Sterbejahr im Unterschied dazu mit „nach 1435“ angegeben, als Sterbeort wird Florenz vermutet (s. u.) |
Leben und Werk Masolinos sind spärlich dokumentiert,1 dementsprechend ist auch nicht bekannt, wie der Maler aussah.2 Vasari gestaltet das Vitenbildnis Masolinos nach dem Vorbild einer Figur in der von Masaccio gemalten Schattenheilung in der Brancacci-Kapelle.3 Diese trägt Bart und eine rote Kopfbedeckung und stützt die Hände auf einen Stock.
Von den vorgeschlagenen Selbstbildnissen des Malers übersteigt keines den Status einer schlecht zu argumentierenden Vermutung. In der Datenbank werden drei Vorschläge behandelt: Meller bringt zwei Figuren – eine bei Petrus in der Auferweckung der Tabitha (Brancacci-Kapelle) und eine bei Zacharias in der Verkündigung an Zacharias (Baptisterium, Castiglione Olona) – als mögliche Selbstbildnisse ins Spiel. Der Autor formuliert aber etwas vage, sodass unklar bleibt, wie überzeugt er selbst von seinen Vorschlägen ist. Bertelli hält es für möglich, dass Masolino sich in Gastmahl des Herodes (ebenfalls Baptisterium, Castiglione Olona) in einer Figur neben dem König dargestellt hat.
In Castiglione Olona arbeitete Masolino mit Il Vecchietta zusammen, der sich in der dortigen Stiftskirche (Collegiata) selbst dargestellt haben könnte. Das Selbstbildnis wird in einer isoliert in der Sockelzone angebrachten Figur vermutet, die aus einer fiktiven Fensteröffnung blickt.4 In der Stiftskirche befindet sich auch die einzige erhaltene Signatur Masolinos, die er in der Szene der Geburt Christi auf einem Cartellino unterhalb von Josef angebracht hat. Joannides kann sich deshalb vorstellen, dass Masolino, der wenige Jahre später starb, den alternden Josef als ein „spiritual self-portrait“ sah.5 Dieser Vorschlag wurde nicht in die Datenbank aufgenommen.
Überdies könnte sich Masaccio, der zusammen mit dem älteren Masolino in den 1420er Jahren die Brancacci-Kapelle freskierte, zweimal gemeinsam mit Masolino porträtiert haben. In den Zeichnungen nach der verlorenen Sagra taucht ein Paar auf, das sich durch die Körperausrichtung von den übrigen Figuren unterscheidet, zum Betrachter blickt und von auffällig unterschiedlicher Größe ist. Mitunter wird in der größeren Figur ein Selbstbildnis Masaccios, in der kleineren ein Bildnis Masolinos gesehen. Ein ähnliches Paar befindet sich im von Masaccio begonnenen und von Filippino Lippi fertig gestellten Fresko Auferweckung des Theophilus-Sohnes und Cathedra Petri neben dem Thron Petri, für das dieselben Identifizierungen vorgeschlagen werden. Ob sich tatsächlich von den Namen der beiden Maler – Masolino als Verkleinerungsform von Tommaso, Masaccio als Vergrößerungsform – auf deren Körpergröße schließen lässt, ist mehr als fraglich.
Aufgrund der Ähnlichkeit mit Vasaris Vitenbildnis vermutet Del Carlo ein weiteres Bildnis Masolinos aus der Hand Masaccios in der Brancacci-Kapelle in der Figur, die in Verteilung der Güter und Tod des Hananias zwischen den Aposteln Petrus und Johannes (beide im Profil in der rechten Bildhälfte) sichtbar wird.6
Relevant könnte ein Hinweis auf eine mögliche Verbindung Masolinos zu Leon Battista Alberti sein. Möglicherweise hat Masolino in den 1435 vollendeten Fresken des Baptisteriums von Castiglione Olona Alberti in einer Assistenzfigur bei der Predigt Johannes des Täufers links unterhalb der Taufe Christi porträtiert. Nachdem Kardinal Branda, der Auftraggeber in Castiglione, gleichzeitig mit Alberti in Florenz weilte, könnte Masolino von Albertis Forderungen in Bezug auf die Einfügung von Porträts bzw. die Einfügung des Porträts Albertis erfahren haben. Diese These wird in der Literatur jedoch sehr unterschiedlich bewertet.7
Verweise
Zu den Lebensdaten vgl. Hoffmann 2009; Joannides 1993, 244; Posselt 2011b, 9.↩︎
Posselt 2011a, 9.↩︎
Dies beobachtet bereits Gaetano Milanesi in Vasari (hg. von Milanesi 1878), 316f und fand Zustimmung – etwa bei Prinz 1966, 73.↩︎
Der erste, der die durch das Fenster blickende Figur als mögliches Selbstbildnis bezeichnete, war Salmi. Dieser war aber noch der Ansicht, es handle sich um ein Selbstbildnis von Paolo Schiavo (Salmi 1927–1929, 18 und 22 (Bildunterschrift)). Weitere Besprechungen des Selbstbildnisses – nun mit Il Vecchietta als Urheber – finden sich bei Ames-Lewis 2000, 217f; Asemissen/Schweikhart 1994, 68; Os, van 1977, 449f. Siehe zu diesem Bildnis auch die Vorbemerkung zu Andrea del Castagno.↩︎
Joannides 1993, 296; Joannides gibt die Signatur wie folgt wieder: „MASOLINUS DE FIORENTIA PINSIT“.↩︎
Del Carlo 2012, 57.↩︎
Vgl. dazu Borsook 1980, 68; Joannides 1993, 231. Eingehend mit diesem Zusammenhang setzt sich Wakayama auseinander, die auch – anders als etwa Joannides – davon ausgeht, dass Masolino verschiedene Vorgaben Albertis bezüglich Bildgestaltung umgesetzt hat (Wakayama 1971). Roberts 1993, 145f steht Wakayamas Thesen äußerst skeptisch gegenüber.↩︎
Zugehörige Objekte
Die Heilung des Lahmen und die Auferweckung der Tabitha
Masolino
um 1423 bis 1428
Italien; Florenz; Santa Maria del Carmine
Gastmahl des Herodes
Masolino
um 1435
Italien; Castiglione Olona; Chiesa dei Santi Stefano e Lorenzo (Collegiata)
Verkündigung an Zacharias
Masolino
1435
Italien; Castiglione Olona; Chiesa dei Santi Stefano e Lorenzo (Collegiata)
Literatur
Zitiervorschlag:
Gstir, Verena: Masolino (Künstler), in: Metapictor, http://explore-research.uibk.ac.at/arts/metapictor/kuenstler/masolino/ (05.12.2025).