Meister der Virgo inter Virgines
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| Lexika: | AKL | GND |
| Anmerkungen: | Der niederländische Meister war im letzten Drittel des 15. Jahrhunderts tätig. Seine Aufnahme in die Datenbank basiert auf einer unbestimmten These von Albert Châtelet, der nicht weiter nachgegangen wird. Eine vertiefte Auseinandersetzung oder weiterführende Untersuchungen zu diesem Maler sind derzeit nicht vorgesehen. |
Eine freie Variation der eigenen Gesichtszüge
Albert Châtelet zufolge lassen sich im Werk des Meisters der Virgo inter Virgines individuelle Gesichter identifizieren, die auf lebenden Vorbildern beruhen müssten. Diese Gesichter scheinen in ihrer altersbedingten Entwicklung mit der Chronologie der Werke übereinzustimmen.1 Es handelt sich dabei um Figuren, die aufgrund ihrer Ausführung nicht nach dem Spiegel gemalt worden sein können und daher kaum als klassische Selbstbildnisse verstanden werden können. Der Autor formuliert folglich die These, dass es sich um Bildnisse handelt, die aus dem Gedächtnis geschaffen wurden und somit als frei interpretierte Selbstdarstellungen des Künstlers verstanden werden könnten. Seine Überlegungen fasst er wie folgt zusammen: „The painter's imaginative talent would, it seems, justify our taking this as a sort of freely interpreted self-portrait, or more exactly as a sort of signature within the painting itself, in the form of free variations on the artist's own features.“2
Das erste dieser Bildnisse sei in der Berliner Anbetung der Könige (um 1485)3 zu finden, wo ein junger Mann mit markanten Zügen durch das Stallfenster blickt. Ein weiteres erscheine in der Madrider Kreuzigung Christi (um 1487),4 in der es in der Figur des Evangelisten Johannes erste Alterserscheinungen aufweise. Ein drittes Bildnis finde sich in der Kreuztragung im Bowes Museum (um 1495).5 Hier sei ein ähnlicher Mann zwischen den Kreuzarmen dargestellt, mit eingefallenen Wangen und Augen, der – wie im Berliner Gemälde – die Kopfbedeckung abnimmt und wie ein Kommentar zum Leiden Christi wirke. Ein weiteres Mal erscheine der Mann in der Liverpooler Grablegung Christi (1486/87),6 diesmal als Profilansicht mit schweren Augen. Das letzte Bildnis sei in der Grablegung Christi (um 1490)7 in St. Louis zu finden, wo der Mann, nun stark gealtert und entspannt, dargestellt sei.
Verweise
Die Reihenfolge der Bildnisse, die Châtelet vorgibt, stimmt allerdings nicht mit der Datierung der Werke überein.↩︎
Châtelet 1980, 150.↩︎
Meister der Virgo inter Virgines, Anbetung der Könige, um 1485, Berlin, Staatliche Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Gemäldegalerie.↩︎
Meister der Virgo inter Virgines, Kreuzigung Christi, um 1487, Madrid, Museo Thyssen-Bornemisza.↩︎
Meister der Virgo inter Virgines, Kreuztragung (linker Flügel des Kreuzigungstriptychons), um 1495, Newgate, Bowes Museum.↩︎
Meister der Virgo inter Virgines, Grablegung Christi, 1486/87, Liverpool, Walter Art Gallery.↩︎
Meister der Virgo inter Virgines, Grablegung Christi, um 1490, Saint Louis, Saint Louis Art Museum.↩︎
Literatur
Zitiervorschlag:
Krabichler, Elisabeth: Meister der Virgo inter Virgines (Künstler), in: Metapictor, http://explore-research.uibk.ac.at/arts/metapictor/kuenstler/meister-der-virgo-inter-virgines/ (05.12.2025).