Meister des Aachener Altars

Bildrechte
Weitere Namen:Meister P. W.; Meister der Hardenrath-Kapelle
Lexika: GND
Anmerkungen:Die Biografie des in Köln tätigen Malers mit dem Notnamen Meister des Aachener Altars ist unbestimmt. In der Datenbank des AKL ist der Meister nicht gelistet. Er wirkte in den Jahren von etwa 1480 bis 1520 und ist der späten Kölner Schule zuzurechnen.

1961 präsentierte das Wallraf-Richartz-Museum im Zuge einer Jubiläumsausstellung zum 100‑jährigen Bestehen Werke der Meister des Bartholomäusaltars und des Aachener Altars, die in einem gemeinsamen Kreis wirkten.1 Das Oeuvre des Aachener Meisters war bereits zuvor von Friedländer (1917) aufgearbeitet worden, was mit einer Identifizierung mehrerer Selbstdarstellungen einherging, die der Autor zur Datierung verschiedener Werke heranzog.2 Die Identität des Meisters des Aachener Altars, der der späten Kölner Schule zugerechnet wird, konnte bislang jedoch nicht festgestellt werden.3 Eine These, die in unmittelbarem Zusammenhang mit möglichen Selbstdarstellungen des Malers steht, stellte Rensing 1964 auf, indem er versuchte, den Meister auf Basis von Inschriften mit einem Goldschmied namens Hermann Soytmann gleichzusetzen. Rensings Überlegungen, die in der Forschung allerdings nicht weiterverfolgt wurden, betreffen Bildfiguren im Seitenflügel mit dem Thema Pilatus wäscht seine Hände in Unschuld des Liverpooler Passionsaltars sowie in der Anbetung der Könige aus der Sammlung Neuerburg. Neben den von Rensing in die Diskussion eingebrachten Bildnissen finden sich in diesen beiden Gemälden, die in separaten Katalogeinträgen aufgearbeitet sind, auch Selbstdarstellungen, die auf die Thesen von Friedländer zurückgehen. Eine weitere mögliche Selbstdarstellung, die ebenfalls Friedländer identifizierte, befindet sich in der Anbetung der Könige in Berlin, die auf den Beginn des 16. Jahrhunderts datiert wird.4 Dabei handelt es sich um den mittleren Mann in einer Dreiergruppe von Porträts, die sich im rechten Bildbereich hinter dem farbigen König befinden.5 Weitere Selbstdarstellungen des Meisters wurden im Aachener-Passionstriptychon mit ähnlicher Entstehungszeit erkannt, in dem der Maler am linken Seitenflügel in der Ecce-Homo-Szene6 im linken hinteren Bereich entweder rechts oder links hinter Christus stehe.7 Die Bildnisse in den beiden letztgenannten Gemälden erfahren keine weitere Beschäftigung, da sie außerhalb des Betrachtungszeitrahmens des Projekts ausgeführt wurden.

Obwohl bereits frühe Thesen zum Maler auf Selbstdarstellungen fokussieren, halten sich die Forschungsmeinungen dazu in Grenzen. Zudem ist zu beobachten, dass wenig differenzierte Aussagen bzw. von den gängigen Meinungen abweichende Thesen teils zu Mehrfachzuweisungen von Selbstbildnissen in verschiedenen Gemälden führten. Aufgrund deutlicher physiognomischer Ähnlichkeiten einiger der thematisierten Selbstporträts (im 15. und im 16. Jahrhundert) sowie einer vergleichbar konzeptionellen Verankerung dieser Figuren kann die Auswahl der Bildnisse allerdings eingeschränkt werden. Es handelt sich bei den Selbstdarstellungen nämlich mit großer Wahrscheinlichkeit um schlanke, bartlose Männer, die sich am Rand bzw. im Hintergrund von Narrationen befinden, ihre Blicke direkt in den BetrachterInnenraum richten und mit dunklen Kopfbedeckungen bekleidet sind. Zwar ist der Name des Aachener Meisters nicht bekannt – wohl aber sind seine Gesichtszüge überliefert.

Verweise

  1. Wallraf-Richartz-Museum 1961.↩︎

  2. Friedländer 1917a. Aus der Literatur zum Meister des Aachener Altars vgl. weiters u. a. Jacob 1963; Kisky 1961; Nürnberger 2000; Rensing 1964; Stange 1952, 115–123; Wallraf-Richartz-Museum 1961 (diverse Katalogeinträge, 107–119). Der Maler wird teils mit dem Meister der Hardenrath Kapelle in Verbindung gebracht.↩︎

  3. Zur Vita des Malers und allfälligen Bezeichnungen wie u. a. Meister P. W. oder Meister der Hardenrath-Kapelle vgl. Wallrath 1970, 49.↩︎

  4. Meister des Aachener Altars, Anbetung der Könige, 1500–10, Berlin, Staatliche Museen, Preußischer Kulturbesitz, Gemäldegalerie. Zur Zuweisung der Tafel an den Meister vgl. Friedländer 1917b; zum Gemälde weiterführend vgl. u. a. Andree u. a. 1961b.↩︎

  5. Zum möglichen Selbstporträt des Meisters vgl. u. a. Andree/Leppin/Vey 1961, 341 (Abb. 224); Evers 1972, 13; Friedländer 1917b, 225 ; Nürnberger 2000, 32, 37; Stange 1967, 107.↩︎

  6. Meister des Aachener Altars, Ecce-Homo (Teil vom Aachener Passionsaltar), um 1505–10, Aachen, Domschatzkammer.↩︎

  7. Zum möglichen Selbstbildnis in einer der Figuren hinter Christus vgl. u. a. Andree u. a. 1961a, 115; Andree/Leppin/Vey 1961, 341 (Abb. 226); Jacob 1963, 9; Murken 1972, 103; Stange 1967, 109; Walker Art Gallery 1963, 104f; Wallrath 1970, 49.↩︎

Zugehörige Objekte

Literatur

Andree, Rolf/Aust, Günter/Leppin, Helmut R./Vey, Horst/Wallrath, Rolf: Der Aachener Altar. 41, in: Wallraf-Richartz-Museum (Hg.): Der Meister des Bartholomäus-Altares – der Meister des Aachener Altares. Kölner Maler der Spätgotik (Kölner Maler der Spätgotik; Ausstellungskatalog, Köln, 25.3.–28.5.1961), Köln 1961, 114–117.
Andree, Rolf/Aust, Günter/Leppin, Helmut R./Vey, Horst/Wallrath, Rolf: Die Anbetung der Heiligen Drei Könige. 38, in: Wallraf-Richartz-Museum (Hg.): Der Meister des Bartholomäus-Altares – der Meister des Aachener Altares. Kölner Maler der Spätgotik (Kölner Maler der Spätgotik; Ausstellungskatalog, Köln, 25.3.–28.5.1961), Köln 1961, 110f.
Andree, Rolf/Leppin, Helmut R./Vey, Horst: Nachlese der Ausstellung „Kölner Maler der Spätgotik“, in: Wallraf-Richartz-Jahrbuch, 23. Jg. 1961, 327–341.
Evers, Hans Gerhard: Dürer bei Memling, München 1972.
Friedländer, Max J.: Der Meister des Aachener Altars, in: Amtliche Berichte aus den Königlichen Kunstsammlungen, 38. Jg. 1917, H. 9, 221–226.
Friedländer, Max J.: Der Meister von Frankfurt, in: Jahrbuch der Königlich Preussischen Kunstsammlungen 1917, H. 38, 135–150.
Jacob, John: The Master of the Aachen Altarpiece. A Discovery, in: Liverpool bulletin, 11. Jg. 1963, H. 3, 7–21.
Kisky, Hans: Der Meister des Aachener Altares, in: Wallraf-Richartz-Museum (Hg.): Der Meister des Bartholomäus-Altares – der Meister des Aachener Altares. Kölner Maler der Spätgotik (Kölner Maler der Spätgotik; Ausstellungskatalog, Köln, 25.3.–28.5.1961), Köln 1961, 44–54.
Murken, Axel Hinrich: Eine spätmittelalterliche Darstellung des Mongolismus-Syndroms auf dem Aachener Passionsaltar, in: Medizinhistorisches Journal, 7. Jg. 1972, 1/2, 103–113.
Nürnberger, Ulrike: Der Meister des Aachener Altars, in: Gemäldegalerie, Staatliche Museen zu Berlin (Hg.): Zeitenwende. Zwei Kölner Maler um 1500. Jüngerer Meister der Heiligen Sippe. Meister des Aachener Altars (Bilder im Blickpunkt; Ausstellungskatalog, Berlin, 2000), Berlin 2000, 31–42.
Rensing, Theodor: Der Meister des Aachener Altares, in: Wallraf-Richartz-Jahrbuch 1964, H. 26, 229–234.
Stange, Alfred: Köln in der Zeit von 1450 bis 1515 (Deutsche Malerei der Gotik, 5), München u. a. 1952.
Stange, Alfred: Köln, Niederrhein, Westfalen, Hamburg, Lübeck und Niedersachsen (Kritisches Verzeichnis der deutschen Tafelbilder vor Dürer, 1), München 1967.
Walker Art Gallery, Liverpool: Foreign Schools Catalogue. Text, Liverpool 1963.
Wallraf-Richartz-Museum (Hg.): 100 Jahre Wallraf-Richartz-Museum. 1861–1961. Stiftungen und Erwerbungen zum hundertjährigen Bestehen des Museums (Ausstellungskatalog Wallraf-Richartz-Museum, Köln, 1.7.–17.9.1961), Köln 1961.
Wallrath, Rolf: Tafelmalerei. Kat. 1–45, in: Kunsthalle Köln (Hg.): Herbst des Mittelalters. Spätgotik in Köln und am Niederrhein (Ausstellungskatalog, Köln, 20.6.–27.9.1970), Köln 1970, 33–55.

Zitiervorschlag:

Krabichler, Elisabeth: Meister des Aachener Altars (Künstler), in: Metapictor, http://explore-research.uibk.ac.at/arts/metapictor/kuenstler/meister-des-aachener-altars/ (05.12.2025).