Die Versuchung des hl. Antonius (Hieronymus Bosch)
Bildrechte
Das Triptychon Versuchungen des hl. Antonius, bestehend aus mit Grisaillen bemalten Außenflügeln, die die Gefangennahme und Kreuztragung Christi zeigen, sowie der Darstellung der Versuchung des Heiligen im geöffneten Zustand, zählt zu den signierten Hauptwerken Hieronymus Boschs. Der hohe Stellenwert dieses verhältnismäßig kleinen Retabels manifestiert sich unter anderem in einer Vielzahl an Kopien, die einzelne Szenen oder das gesamte Werk reproduzieren. Die vollständigste Kopie, die auch die Signatur Boschs übernimmt, befindet sich in Berlin.1
Die durch zahlreiche dämonische Mischwesen dargestellte Handlung zeigt die verschiedenen Versuchungen des Heiligen auf allen drei Tafeln der Schauseite des Retabels. Die Szenen sind der Vita des Antonius entnommen und spiegeln das Leiden Christi wider. Antonius der Große, der als tugendhafter und selbstbeherrschter Gründervater des mönchischen Lebens verehrt wird,2 verbrachte zwanzig Jahre in der Wüste, wo er den Anfechtungen des Bösen widerstand.3
Bildfiguren von zwei Tafeln des Retabels sind als Selbstdarstellungen thematisiert. Zum einen handelt es sich dabei um den vordersten Mann auf der Brücke des linken Seitenflügels, der den bewusstlosen Heiligen zusammen mit zwei Mönchen über die Brücke trägt, nachdem dieser von Dämonen angegriffen, in die Lüfte gehoben und gequält wurde, wie es in einer Synchronszene im Himmel dargestellt ist. Zum anderen steht der Kopffüßler in der zentralen Szene der Mitteltafel im Fokus – ein Mann ohne Körper, der dem Heiligen als Profilfigur gegenübersitzt. Dieser Kopffüßler ist Teil einer Gruppe dämonischer Wesen, die dem Heiligen einen Trank zu reichen versuchen, während dieser sich mit festem Blick und erhobener Segenshand in Richtung des Bildpublikums wendet. Diese Reaktion auf das Böse wird von einer Christusfigur gespiegelt, die sich dahinter in einer Nische befindet. Nach Silver ist hier der Gegensatz zwischen Götzendienst und Gottesdienst verdeutlicht.4
Verweise
Niederländischer Maler (Kopie nach Hieronymus Bosch), Triptychon der Versuchung des hl. Antonius, um 1560/70, Berlin, Gemäldegalerie. Vgl. Lorenz 2016, samt Abbildungen. Zur Rezeption von Bosch vgl. Unverfehrt 1980, zum Antonius-Triptychon bes. 79–82.↩︎
Silver 2006, 220.↩︎
Zu den Versuchungen Christi vgl. Universität Innsbruck, bes. Mt. 4,1–11, Mk. 1,12f; Lk. 4,1–13. Zur Vita des hl. Antonius vgl. Sauser 2015.↩︎
Vgl. Ilsink u. a. 2016, 140–159; Marijnissen 1988, 154–209; Silver 2006, 218–234, bes. 226–229. Vgl. weiterführende Literaturangaben im Einführungstext zu Hieronymus Bosch sowie in den anhängigen Katalogeinträgen zum linken Seitenflügel und zur Mitteltafel des Antonius-Altars.↩︎
Zugehörige Objekte
Literatur
Zitiervorschlag:
Krabichler, Elisabeth: Die Versuchung des hl. Antonius (Hieronymus Bosch), in: Metapictor, http://explore-research.uibk.ac.at/arts/metapictor/ue-objekt/die-versuchung-des-hl-antonius-hieronymus-bosch/ (05.12.2025).