Jüngstes Gericht aus S. Maria Nuova
Bildrechte
Die Wandmalereien zum Thema des Weltgerichts aus dem ehemaligen Spital der S. Maria Nuova haben eine komplexe Überlieferungsgeschichte. Sie wurden 1499 für den Friedhofskreuzgang, den „Chiostro delle Ossa dell’Ospedale“, vom Chirurgen Gerozzo Dini beim Maler Bacci della Porta in Auftrag gegeben.1 Dieser schuf auch zahlreiche Vorzeichnungen zu diesem Projekt. Durch den Einfluss des Predigers Savonarola trat er unter dem Namen Fra Bartolommeo in den Dominikanerorden ein und beendete im Jahre 1500 seine künstlerische Tätigkeit noch vor Fertigstellung des Gemäldes, auf der er ein Selbstbildnis hinterlassen haben soll. Mit der Vollendung wurde sein Künstlerkollege und Freund Mariotto Albertinelli beauftragt. Gemeinhin wird die obere Zone des Gemäldes Fra Bartolommeo zugeschrieben, die untere Albertinelli, wobei auch er sich großteils der Vorzeichnungen und Entwürfe des Fra Bartolommeo bediente.2 Die Malereien wurden 1871 auf Initiative von Crowe und Cavalcaselle wegen ihres schlechten Erhaltungszustandes auf Leinwand übertragen und befinden sich heute im Museo di San Marco.3 Die untere Zone ist schwer beschädigt, es gibt zwar Kopien einzelner Szenen,4 der Karton des gesamten Gemäldes, der anlässlich der Übertragung auf Leinwand von Raffaelo Bonaiuti gefertigt wurde, entspricht jedoch gerade in diesem Bereich einer Rekonstruktion.5 Diese Kopien geben uns daher nur eine sehr eingeschränkte Vorstellung des Originalzustandes.
Vasari erwähnt mehrere Porträts auf dem Gemälde, Albertinelli habe nach Vasari neben den Mönchen des Hospitals auch seinen Schüler Giuliano Bugiardini, seinen Künstlerkollegen Fra Angelico und schließlich sich selbst dargestellt: „Er fügte dort Porträts des damaligen Spitalleiters und einiger fähiger Chirurgen unter den Brüdern ein, außerdem jenes des Auftraggebers Gerozzo und seiner Frau […] Auch sich selbst stellte er dar, in dem langhaarigen Kopf einer Gestalt, die sich aus einem der Gräber erhebt.“6 Dieses Selbstbildnis ist wie die anderen Porträts inzwischen aufgrund des Erhaltungszustandes nicht mehr identifizierbar. Vasari nahm es offenbar als Vorbild für sein Vitenbildnis Albertinellis, welches gleichfalls einen Mann mit langem Haar zeigt.7 Auch das von Vasari erwähnte Porträt Fra Angelicos ist nicht mehr erhalten, dafür werden zwei andere Figuren mit ihm identifiziert.
Verweise
Lemelsen 2008, 146 (Anm. 16).↩︎
Holst 1974, 285.↩︎
Ebd., 278.↩︎
Etwa Fra Bartolomeo-Albertinelli-Kreis, Kopie nach dem Jüngsten Gericht, Florenz, Uff. 557; oder Fra Bartolomeo-Albertinelli-Kreis, Kopie nach dem Jüngsten Gericht, Paris, Louvre, Nr. 207.↩︎
Holst 1974, 278.↩︎
Vasari/Irlenbusch/Lorini 2008, 48.↩︎
Prinz 1966, 112.↩︎
Zugehörige Objekte
Literatur
Zitiervorschlag:
Rupfle, Harald: Jüngstes Gericht aus S. Maria Nuova, in: Metapictor, http://explore-research.uibk.ac.at/arts/metapictor/ue-objekt/jungstes-gericht-aus-s-maria-nuova/ (05.12.2025).