Szenen aus dem Leben der heiligen Ursula (Vittore Carpaccio)
Bildrechte
Die Scuola di Sant’Orosola wurde 1300 gegründet. Sie gehörte zu den zahlreichen kleineren Scuolen Venedigs, wurde jedoch von der wohlhabenden Patrizierfamilie der Loredan unterstützt, deren Mitglieder sich teilweise auf dem Gelände der Scuola haben bestatten lassen. Mehrere Loredans waren als Botschafter der Serenissima tätig, weswegen einige Figuren der Gesandtenszenen des Zyklus entsprechend auch als Porträts der Stifterfamilie gedeutet werden.1 Die Selbstdarstellung des Künstlers im Konnex von sozial hochstehenden Auftraggebern kann durch das damit gewonnene Prestige motiviert sein. Die Szenen aus dem Leben der hl. Ursula wurden zum großen Teil der Legenda Aurea entnommen, von der eine italienische Ausgabe 1475 in Venedig gedruckt worden war.2 1488 erfolgte der Entschluss zur Ausmalung der Kapelle und 1490 wurde das erste Gemälde von Carpaccio signiert. Bis 1495 entstanden acht Leinwandbilder mit Szenen aus der Legende und ein Altarblatt mit der Glorie der hl. Ursula. Dabei entspricht die Reihenfolge der Ausführung nicht jener der Ereignisse. Carpaccio begann mit den letzten Geschehnissen in Köln, die Erzählung der hl. Ursula beginnt jedoch mit der Ankunft der englischen Gesandten auf der linken Seite und geht dann im Uhrzeigersinn weiter.3 Die Größe und das Prestige des Projekts können in Zusammenhang mit der fast zeitgleichen Neuerrichtung der benachbarten Scuola Grande di San Marco gesehen werden, mit der man künstlerisch konkurrieren wollte.4 Der Zyklus gilt als einer der berühmtesten der italienischen Malerei und befindet sich seit der napoleonischen Zeit in den Gallerie dell’Accademia.5
Einige Gemälde sind signiert, teilweise mit einer Datierung versehen, und in drei von ihnen soll sich Carpaccio selbst dargestellt haben: in der Ankunft der hl. Ursula in Rom, in der Ankunft der englischen Gesandten und schließlich im Martyrium der hl. Ursula, wobei Ähnlichkeiten untereinander bzw. mit dem Bildnis der Galleria Giustiniani nur bedingt auszumachen sind. Zwar handelt es sich dem Alter des Malers entsprechend um durchwegs jüngere Männer, deren Physiognomien bzw. Haar- und Barttrachten jedoch nicht übereinstimmen.
Zugehörige Objekte
Ankunft der englischen Gesandten
Carpaccio, Vittore
um 1495
Italien; Venedig; Gallerie dell‘Accademia
Ankunft der hl. Ursula in Rom
Carpaccio, Vittore
nach 1493
Italien; Venedig; Gallerie dell‘Accademia
Martyrium der Pilger und Begräbnis der hl. Ursula
Carpaccio, Vittore
1493
Italien; Venedig; Gallerie dell‘Accademia
Literatur
Zitiervorschlag:
Rupfle, Harald: Szenen aus dem Leben der heiligen Ursula (Vittore Carpaccio), in: Metapictor, http://explore-research.uibk.ac.at/arts/metapictor/ue-objekt/szenen-aus-dem-leben-der-heiligen-ursula-vittore-carpaccio/ (05.12.2025).