Gozzoli, Benozzo
| Weitere Namen: | Benozzo di Lese di Sandro; Benozzo; Benozzo di Lese; Benozzo de Florentia; Benozzo da Firenze; Benozzo di Lese Gozzoli |
| Geburt: | um 1421 bis 1424 in Florenz |
| Tod: | 1497 |
| Lexika: | AKL | GND |
Benozzo Gozzoli gilt als einer der großen Künstler der Florentiner Renaissance, den größten Ruhm besitzt wohl seine Ausschmückung der Cappella Medici-Riccardi im Palazzo Ruccelai mit einer Darstellung des Zuges der Könige. Die prachtvolle Parade der Könige gilt gleichsam als paradigmatisch für die prunkvolle Zurschaustellung von Macht und Reichtum der Medici. Neben Porträts von Familienmitgliedern der Medici findet sich auch ein Selbstbildnis Gozzolis unter der Schar der Gefolgsleute. Die Kappe, welche diese Figur trägt, ist mit seinem Namen signiert. Durch die Signatur eindeutig als solches gekennzeichnet, gilt es als sein bedeutendstes Selbstbildnis und dient als Vergleichsbeispiel für alle weiteren im Werk Gozzolis. Schon auf dem Zug der Könige selbst wird durch Analogie zu diesem Porträt noch in zwei weiteren Gestalten eine Darstellung Gozzolis vermutet. Diese werden in einem eigenen Katalogeintrag zur Medici-Kapelle von Elisabeth Krabichler behandelt.
Seltsamerweise erwähnt Vasari in seinen Viten eben dieses prominente Selbstbildnis nicht. In seinen lobenden Ausführungen zu Gozzolis Malereien für den Camposanto in Pisa beschreibt er hingegen eine Selbstdarstellung Gozzolis „mit einem schwarzen Barett, in dessen Falten ein weißes Blatt steckt, vielleicht als Zeichen, oder weil er die Absicht hatte, seinen Namen darauf zu schreiben“1. Dieser Zettel hätte also als Träger einer Signatur dienen sollen und Vasari nimmt diese Darstellung offenbar als Vorlage für das Bildnis in seinen Viten, welches auch einen älteren Mann mit Barett darstellt, an dessen Krempe sich ein Zettel befindet. Acidini Luchinat vermutet als Vorlage für dieses Bildnis hingegen einen der Schüler mit lockigem Haar in der Szene Der hl. Augustinus lehrt Rhetorik in Rom, wobei sich bei keinem der Figuren eine Kopfbedeckung mit Zettel ausmachen lässt.2 Einen ähnlichen Typus von Selbstbildnis wie das von Vasari erwähnte vermutet Horký auf einem Mosaik Alessio Baldovinettis am nahegelegenen Dom, wo sich der Künstler ebenfalls mit einem Zettel am Hut dargestellt haben soll. Er stellt dieses und das von Vasari vermutete in Zusammenhang mit anderen Selbstdarstellungen von Künstlern, die im Laufe der Jahrhunderte im Dombezirk von Pisa wirkten, so mit der Inschrift des Baumeisters Rainaldus oder mit dem Selbstbildnis des Intarsienmeisters Guido da Scravallino, und spricht in Anbetracht der Vielzahl der Beispiele von einer lokalen Tradition.3 Auch in mehreren anderen Szenen des Freskenzyklus im Camposanto wurden Selbstporträts Gozzolis und der dort beteiligter Künstler vermutet, auf die an entsprechender Stelle eingegangen wird.
Als Mitarbeiter von Fra Angelico ist Gozzoli ebenfalls an der Ausmalung der Cappella di S. Brizio im Dom von Orvieto beteiligt. Hier wird in den Medaillons des Dekors ein frühes Selbstbildnis vermutet, welches den Künstler ohne Kopfbedeckung als jungen, aber kahlköpfigen Mann zeigt.4 Die Glatze ist ein wichtiges Erkennungszeichen für die Identifizierung Gozzolis.5 Dieses Selbstbildnis wird gleichsam als Signatur des Künstlers gedeutet.6
In San Gimignano freskierte Gozzoli unter anderem die Kirche Sant’Agostino mit Szenen aus dem Leben des Ordenspatrons Augustinus. In der Szene Abschied des hl. Augustinus aus Rom werden vier Figuren als Selbstbildnisse des Künstlers vorgeschlagen.
In Montefalco erhielt Gozzoli 1452 durch den Theologen Fra Jacopo da Montefalco den Auftrag zur Ausmalung des Chors von S. Francesco.7 Die Fresken zeigen figurenreiche Szenen mit porträtähnlichen Darstellungen, allerdings wurde unter diesen bisher offenbar noch keine Selbstdarstellung des Künstlers ausfindig gemacht. Bei einem Medaillonbild im Dekor der Fresken von Montefalco, welches laut Inschrift Giotto darstellt, kann es sich jedoch laut Stokes ebenfalls um ein Selbstbildnis des Künstlers handeln, der hier in die Rolle seines großen Vorbildes schlüpft.8
Zugehörige Objekte
Abschied des hl. Augustinus von Rom
Gozzoli, Benozzo
1465
Italien; San Gimignano; Chiesa di Sant‘Agostino
Anbetung der Könige
Gozzoli, Benozzo
um 1469 bis 1470
Italien; Pisa; Camposanto
Josef und seine Brüder
Gozzoli, Benozzo
1477
Italien; Pisa; Camposanto
Turmbau zu Babel
Gozzoli, Benozzo
1470
Italien; Pisa; Camposanto
Zug der Heiligen drei Könige
Gozzoli, Benozzo
um 1459
Italien; Florenz; Palazzo Medici-Riccardi; Cappella dei Magi
Literatur
Zitiervorschlag:
Rupfle, Harald: Gozzoli, Benozzo (Künstler), in: Metapictor, http://explore-research.uibk.ac.at/arts/metapictor/kuenstler/gozzoli-benozzo/ (05.12.2025).